Читать книгу Das Tagebuch der Jenna Blue онлайн | страница 25

Und so elegant, wie sie das Dach erklommen hat, rutscht sie auch wieder hinab und verschwindet durch ihr Fenster im Innern des Hauses. Ich gehe im Kopf alle möglichen Ausreden durch, um doch nicht auf die Party zu müssen, als sich im Hof eine Tür öffnet.

Ein goldenes Rechteck aus Licht verdrängt die fortschreitende Nacht, Anna tritt hinaus, in der Hand das Altpapier. Ihr folgt – Papa. Es ist so windstill, dass seine Worte bis zu mir dringen: »Sie wird niemals mitgehen.«

»Sie hat keine Wahl«, widerspricht Anna harsch.

»Was ist mit Jenna?«

»Jenna ist erwachsen.«

Papa klingt irritiert. »Aber …«

»Ich bat meinen Onkel um ein paar zusätzliche Aufgaben auf dem Friedhof. Du wirst sie kaum bemerken.«

»Du hast vorgesorgt.«

Anna klingt schrecklich kühl. »Irgendwer muss das tun.«

»Wann wirst du es ihnen sagen?«

»Nicht heute.« Anna drückt den Zeitungsstapel in die blaue Tonne. »Die beiden gehen aus.«

Überraschung lässt Papas Stimme steigen. »Zusammen?«

»Ja, zusammen.«

Er brummt etwas, das wie »Höchst seltsam« klingt, und ich kann ihm nur zustimmen. Heute ist alles seltsam. Scarlett, Anna, selbst Papa. Er bleibt allein im dämmrigen Hof zurück und ich bete zu allen mir bekannten Göttern, dass er nicht über das Buch stolpert. Er streckt eine Hand aus, ich beuge mich vor – und verliere für einen Augenblick die Balance. Papa hebt alarmiert den Kopf, findet mich auf dem Dach sitzen und erstarrt. Ich sehe es förmlich in seinem Kopf rattern. Ohne ein Wort flüchtet er ins Haus.

Worüber haben sie gesprochen?

»Wo bleibst du?« Scarlett steckt den Kopf aus dem Fenster. Ein Kaugummi tanzt zwischen ihren Zähnen und verdeckt den Geruch des Rauchs. »Derek sollte bald kommen. Wir müssen los. Ich will nicht, dass er sieht, wo wir wohnen.« Wie aufs Stichwort nähert sich ein Wagen. Zwei suchende Lichtkegel, die das Tor der Spukvilla finden. Scarlett flucht. »Er ist zu früh – es wird Zeit, dass ich ihm eine Lektion erteile. Los jetzt, Jenna! Wir gehen hintenrum.«

Hintenrum, damit unser erbärmliches Zuhause nichts weiter ist als das: irgendein Haus, mit dem wir nichts, aber auch gar nichts zu tun haben. Es ist so was von wie ich.


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