Читать книгу Das Tagebuch der Jenna Blue онлайн | страница 23

»Was fasziniert dich daran?«, fragt Scarlett und nickt hinüber zum Grundstück der Spukvilla. Vom Dach aus können wir den Teil des Gartens überblicken, auf dem sich im Zentrum einer gewaltigen Wiese ein noch gewaltigeres Schachfeld erhebt. Steinquader neben Rasenflächen, die Figuren mannshoch und elbisch anmutend, als wären sie geradewegs aus Lothlórien in diese Welt gestolpert und dabei zu Stein erstarrt. Was mich an mein Buch erinnert. Ich beuge versuchsweise die Knie; das Gefühl kehrt nur partiell zurück. Wackelige Beine, der Schreck fährt in die Glieder – alles Redewendungen, die mein Körper inhaliert hat. Er ist wachsweich, unfähig, meinen Befehlen zu gehorchen.

Gleich, denke ich, gleich hole ich mein Buch.

»Springer auf G5«, ruft Scarlett.

Die Asche ihrer Zigarette rieselt zu Boden. Ich verfolge atemlos, wie sie die Schindeln hinabtanzt und in der Regenrinne unter uns zum Stillstand kommt. Die Sorge, sie könnte das Buch treffen und entflammen, ist übermächtig.

»Irgendwann fackelst du das Haus ab«, fauche ich.

»Wäre kein Verlust.«

»Es ist alles, was wir haben!«

»Ein zerfallender Resthof. Was sind wir gesegnet.«

»Spotte nicht.«

»Selbst ohne die hochherrschaftliche Nachbarschaft der Spukvilla wäre unser Hof eine Zumutung. Kein Wunder, dass Mama es vorzog, auf dem Dach zu sitzen und die Villa zu malen, täte ich auch, besäße ich ihr künstlerisches Talent; aber das hat sie ja dir vererbt, genau wie ihre Pinsel und Farben.« Verbitterung schwingt in ihrer Stimme mit.

Ich bin überrascht, denn sie zeichnet gut. »Du hast nie etwas gesagt.«

Sie hebt eine Braue. »Hättest du mit mir geteilt?«

Nein. Hätte ich nicht. Sie weiß das.

»Manchmal ist die Antwort so naheliegend«, murmelt sie.

Ich könnte mir auf die Zunge beißen.

»Ich kann zeichnen, verstehe aber nichts von Farben oder Texturen.« Ihr Lächeln reicht kaum bis zu den Augen, als würde sie eine Maske tragen, die nur ihr halbes Gesicht bedeckt. »Du hingegen kannst es, verschwendest dein Talent jedoch an Tapeten, die irgendwann abgerissen und entsorgt werden, was jammerschade ist. Du solltest lieber Mamas Werk vollenden.«


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