Читать книгу Mein Chef und andere Hürden онлайн | страница 7
Lieber konzentrierte ich mich auf meine angehende Karriere. Wenn man bei zukünftigem Bereichsleiter für Obst und Gemüse im Lebensmittel-Supermarkt von angehender Karriere überhaupt reden durfte.
Den Hörer des Festnetztelefons auf die Gabel zurückgeworfen, drehte ich mich in eine gemütliche Lage und schloss die Augen. Mich drängte nichts aus dem Bett. Kein Besuch, kein Vorhaben, auch kein strahlender Sommertag. Es war Dezember. Väterchen Winter bescherte der Stadt Wels letzte Nacht eine zwanzig Zentimeter hohe Schneedecke. Höchstens ein Murmeltier, das genüsslich seinen Winterschlaf schlummerte, brachte es fertig, mich im Moment anzuturnen. In Richtung süße Träume. Mich tiefer in die Daunen kuschelnd stellte ich mich ganz auf Murmeltier im Winter ein. Kurz bevor ich endgültig wegdöste, riss mich das Telefon abermals aus meinem Wohlfühlprogramm. Nebenher es mich aufschreckte, zudem wurmte, entfachte es den dringenden Wunsch in mir, auf einer unbewohnten, weit entfernten Insel zu sein. Der Apparat läutete so hartnäckig, dass ich schließlich einsah, nicht ran gehen würde Claudia nicht davon abhalten, das Ding läuten zu lassen bis zum Nimmerleinstag. Denn dass sie es war, am anderen Ende der Leitung, darin bestand für mich kein Zweifel. Genervt riss ich den Hörer an mich und brüllte in die Muschel: „Okay, ich komme!“
„Wieso weißt du, dass ich dich einladen will, kannst du hellsehen? Und warum schreist du so?“
Eine Schrecksekunde brauchte ich schon, um meiner Verwirrung Herr zu werden und hervor zu stottern: „Mutter, du?“
„Ich wollte dich zum Mittagessen einladen, Liebes. Ja, ich weiß, es ist gleich ein Uhr und kurzfristig. Aber mir fallen heute zwei Gäste aus. Es wäre schade um das gute Essen. Lammbraten isst du doch so gern.“
„Mutter, ich kann heute nicht den Lückenbüßer spielen.“ Meine Lider ... blinzelten.
„Was heißt Lückenbüßer ... es kommen nette Leute, auch Willibald, erinnerst du dich an ihn?“
Lieber nicht. Aber nachdem sie von ihm gesprochen hatte, war es nur mehr ein Wunschdenken. Der gute Will - mein Sandkastengefährte aus Kindergartentagen und Völkerball Spielpartner in Teenie-Zeiten, mit abstehenden Ohren und Lispelzunge. Das Szenario ihn mir als erwachsenen Mann vorzustellen, ersparte ich mir. Wo in aller Welt hatte sie den aufgegabelt?