Читать книгу Mein Chef und andere Hürden онлайн | страница 3
„... in diesem Sinne, äh ... lasst uns anstoßen auf ein weiteres, äh ... Jahr. Auf dass sie kommen mögen, die Pannen und Missgeschicke. Denn sie sind für uns Herausforderungen, an denen wir sowohl lernen, als auch wachsen.“
Dorners Worte klangen wie ein Gebet in meinen Ohren und ein „Amen“ hing in der Luft. Kein Gebet, dem ich mich anschließen konnte, denn ich hasste Pannen und Missgeschicke. Trotzdem hob ich, wie alle anderen, mein Glas, prostete den Kolleginnen am Tisch zu und nahm einen Mundvoll. Veronika, die mir gegenübersaß, folgte meinem Blick nach nebenan. „Der Fleischhacker schüttet wieder hinein heute, der hält sich mit Schlucken erst gar nicht auf“, meinte sie kopfschüttelnd. Womit sie das Glas Bier ansprach, das er in einem Zug ausgetrunken hatte. Verständlich, wenn man wusste, dass Alkoholgenuss für sie mit Selbstmord auf Raten gleichkam und sie uns deshalb mit Mineralwasser zuprostete. Diesen kleinbürgerlichen Snobismus sah man ihr auf den ersten Blick gar nicht an.
Hildtrud, die blondierte, vollschlanke Natur neben Veronika nahm es gelassen. Sie sonnte ein Alter, wo einen nichts mehr so schnell umhaute. Als Älteste in unserem fünfköpfigen Reigen durfte man jederzeit auf ihre Arbeitskraft zählen. Doch wehe, man schickte sie vorzeitig nach Hause, weil das Geschäft einmal nicht lief und eine hohe Personalbesetzung unnötig war. Dann kam der bockige Esel in ihr hervor. Sie sammelte die Überstunden, wie andere die Bierdeckel.
Silvana, unser Lehrling im dritten Lehrjahr, stellte für mich den Inbegriff einer bildhübschen, dunkelhaarigen sowie unkomplizierten jungen Dame aus Bosnien dar. Weitere Merkmale ihrer Person überlasse ich der Fantasie der Leser, sowie Leserinnen. Der Polin Janina verhalfen die Jahre in Österreich zu fließendem Deutsch mit reizendem Akzent. Sie war eine freundliche und verlässliche Kollegin, eine, die sich jeder wünschte. Aber das sollte ich erst im Lauf der Zeit bemerken. Zum Arbeitsreigen der Obst- und Gemüseabteilung zählte auch Veronika, eine junge Mutter, die wegen ihres Kindes nur samstags arbeiten konnte. Renate, eine fleißige, sehr sensible Halbtagskraft war in meinem Alter und besaß Mannequin-Figur. Beneidenswert. Seufz.