Читать книгу Mein Chef und andere Hürden онлайн | страница 11
„Das Kleid, das du dir ausmalst, muss erst genäht werden“, wusste Simba.
Trotz ihrer Löwenmähne, die etliches verdeckte, erkannte ich: „Du wühlst in der Freizeitecke.“ Mein Ton unterstrich, dass sie dort völlig umsonst suchte.
„Sonntag ist Freizeit“, konterte sie, ergriff einen Bügel und hielt ihn mir vor die Nase. Stretch-Jeans mit Schlabberbluse. Mein Adrenalinspiegel stieg. Hastig wuselte ich aus dem Bett zu ihr, wissend - das war es. Wenn mich schon Zweifel plagten, bezüglich meiner Aufmachung, sollten es wenigstens meine Lieblingssachen sein. Simba hatte Recht, wenn sie sagte: „Wieso du jedes Mal so ein Aufheben machst, wenn du ausgehst, ist mir schleierhaft. Am Ende ziehst du eh immer dasselbe an.“
Schon - aber - wie sollte ich das vorher wissen?
„Wofür diesmal der Aufwand?“
„Claudia hat mich zum Essen eingeladen.“
Kurzer, prüfender Blick und ein vielsagendes: „Aha.“
Vor dem Spiegel die umfangreiche Bluse an mir richtend, wehrte ich ab: „Nicht „aha“. Diesmal ist es keiner ihrer Kuppelversuche, hat sie extra betont.“
„So, so“, kam es spöttisch, als kaufe sie mir kein Wort ab. Folglich wechselte ich das Thema. „Und du? Erwartest du deinen verheirateten Sunnyboy Erik heute?“
„Wie eine Spinne ihr Opfer.“
Überrascht hielt ich in meiner Ankleidetechnik inne. „Was heißt das?“
„Dass heute die Entscheidung fällt.“
Ich war im Bilde. „Fünfzehn Jahre Ehe prägen einen Mann, ist dir das klar?“
„Klar wie Wasser.“
„Eine Fusion zwischen ihm und dir, mit zwei fast erwachsenen Kindern, willst du das wirklich?“
Sie antwortete mit bleiernem Schweigen.
Für mich stand fest: „Wahrscheinlich wendet er die Hinhaltetaktik an. Der richtige Moment sei noch nicht gekommen, um es zu beichten oder so.“
Simba seufzte. „Hast du noch ein paar solche Tiefschläge auf Lager? Die bauen nämlich ungemein auf, weißt du?“
Sie tat mir leid. „Simba, es sei dir von Herzen gegönnt, aber du glaubst doch nicht ernsthaft, dass er sich wirklich scheiden lässt?“
Den Hafen einer Ehe noch nie angesteuert, schien ihr Urvertrauen an die männliche Meute einem „jungfräulichen“ Lämmchen zu gleichen. Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen, indem ich ihr vor Augen hielt, es als Außenstehende geradezu höllisch mitzubekommen, dass er sie nur ausnutzte und dass sie das verdammt noch mal viel zu geduldig zuließ. Aber was konnte man von einer Malerin, die größtenteils von dem Erbe ihrer wohlhabenden Eltern lebte, anderes erwarten. Simba entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einer echten Freundin. Doch die Sphären, in denen sie sich als Künstlerin bewegte, waren mir als arbeitende Genesis manchmal zu hoch. Vielleicht ein Punkt um anzusetzen und dazuzulernen?