Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 51

Baldric entwickelte sich mit der Zeit zu einem Beispiel an Hingabe und Tapferkeit für seine Brüder. Er trainierte härter als jeder andere und nahm an mehr Messen und Gebeten teil, als von ihm erwartet wurde. Er unterwarf sich bedingungslos, ja beinahe begeistert, dem Reglement des Ordens. Instinktiv spürte er, dass er diese Dogmen brauchte, um seinem Leben Struktur zu geben. Nur so kam er mit sich selbst zurecht. Im Laufe der Jahre verschwand das jähzornige und gewalttätige Kind. Aus ihm wurde ein disziplinierter junger Mann von gewaltiger Kraft und mit einem hellen Kopf. Ein Ordensbruder von der Sorte, der im Kampf einen heiligen Zorn entwickelte konnte. Aber auch einer, der ein respektables Mitglied der verschworenen Gemeinschaft von Kameraden war.

Mit sechzehn Jahren wurde er zum Halbbruder ernannt und in das Ordenshauptquartier Wachtstein nahe der Hauptstadt des Reiches versetzt. Dort wurden unter anderem die vielversprechendsten jungen Männer ausgebildet, über die der Orden verfügte. Es war die Schmiede für die Elite der Templer und der Sitz des Hochmeisters selbst. Die mächtige Ordensburg bildete, mit dem Schloss des Königs an der Grenze der Stadt und dem großen Tempel des Lichtbringers im Stadtinneren, das Dreigestirn der Macht des Reiches. Diese Zeit war eine zwiespältige für Baldric, eine Epoche seines Lebens, die er heute zumeist zu verdrängen suchte. Sie lehrte ihn etwas über sich selbst, das er wissen musste, um weiterleben zu können, und sie kostete ihn fast alles.

Wie zuvor erregten seine Tugenden die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten. Er arbeitete nach wie vor hart, gleichermaßen an Körper und Geist. Das physische Training war wichtig, weil es ihn erschöpfte und ihm überschüssige Kraft nahm. Aber auch die geistige Lehre war hilfreich, denn sie trainierte Selbstbeherrschung und Geduld. Dass die glühende Hingabe des jungen Mannes nur persönlichen Notwendigkeiten entsprach, ahnte außer ihm selbst niemand. Ebenso verstand er es, seine Gleichgültigkeit gegenüber dem spirituellen Teil der Ordensideologie zu verbergen. Religion an sich bedeute ihm schon damals nichts. Er fügte sich der Obrigkeit einzig aus dem Grund, dass diese Fügsamkeit der Preis für die Ordnung in seinem Leben war. Baldric hatte schon früh erkannt, dass er, auf sich allein gestellt, nicht in der Welt zurechtkommen würde.


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