Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 54

Baldric ließ seinen Blick über die Zinnen von Moorwacht und den von kleinen Waldstücken unterbrochenen Horizont schweifen. Die Umrisse der Bäume zeichneten sich in dem feinen Nebel ab, der die Welt in einiger Entfernung in einen geisterhaften Schleier hüllte. Er hatte im Laufe der Jahre in vielen Ordensburgen der Ostgrenze gedient. Hatte bei Niederschlagungen von unbedeutenden Bauernaufständen im Süden ebenso gekämpft, wie bei den Jagden gegen die Banden von Gesetzlosen in den bewaldeten Gebieten im Norden. An zwei Expeditionen hinter die Grenze in die östlich liegende Tundra, denn dazu war die Steppe nach dem Grau geworden, hatte er teilgenommen. Eine trostlose, leere Landschaft war das, ohne eine Spur von Leben außer ein paar Vögeln und kleinem Pelzgetier. Die Tage der großen Unruhen gehörten der Vergangenheit an.

Das schlimmste Chaos und Elend an Krieg, Hungersnot und Krankheiten war vor seiner Zeit vorbei gewesen. Aber es war immer noch die Ostmark, in der man sich einen Namen machen konnte, wenn man überlebte. Und das hatte er getan. Darin war er gut. Er war am Leben geblieben und seinen verbotenen, in den Augen der Welt abartigen Bedürfnissen selten und diskret nachgegangen. Meistens jedenfalls, nachdem er einige weitere Dinge gelernt hatte.

Diese magere, dreizehn Jahre alte Hure hatte er nie vergessen. Der Abend war heute nicht mehr, als eine verschwommene Erinnerung an einen Rausch aus Bildern und Gefühlen. Und doch hatten sich die Details ihres Zusammenseins unauslöschlich in sein Gedächtnis gebrannt. Ihre großen, dunklen Augen, die ihn ansahen, als er sich entkleidete. Sie hatte gelächelt, zum einen wohl, weil sie wusste, dass es sein erstes Mal sein würde. Aber auch, weil sie ihren Körper erst seit kurzem verkaufte, und daher an einem so stattlichen Burschen noch selbst Freude haben konnte. Die Beschaffenheit ihres Haares, der Geschmack ihrer Haut und ihres Schweißes. Dann das Geräusch des Stöhnens, das irgendwann in erstickte Schreie übergegangen war. Erst voll von ihrer Lust, dann voll von Schmerz und Grauen, als er die Seine befriedigte. Oder die seines Dämons, falls es diesen Unterschied gab. Das Gefühl, wie sie unter ihm brach, unter ihm zuckte, unter ihm verging. Die, wenn auch nur kurze, Geborgenheit durch die Wärme und den Geschmack ihres Blutes. Sie war bis zum heutigen Tage die älteste Frau geblieben, die ihn je wirklich erregt hatte. In der Nacht, in der er sie tötete, setzte sich etwas Essentielles in ihm frei.


Представленный фрагмент книги размещен по согласованию с распространителем легального контента ООО "ЛитРес" (не более 15% исходного текста). Если вы считаете, что размещение материала нарушает ваши или чьи-либо права, то сообщите нам об этом.