Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 53

Das Freudenmädchen, das er sich hatte aussuchen dürfen, war dreizehn Jahre alt gewesen. Ein kleines, mageres Ding mit großen braunen Augen, halblangem dunkelblondem Haar und einem beinahe knabenhaften Körper. Sie hatte jünger gewirkt, als sie war, kindlich und sehr verletzlich. Das alles hatte ihn tief in seinem Inneren berührt und zu ihr hingezogen.

Der Baldric der Gegenwart, über einsneunzig groß und fast zweihundert Pfund schwer, durchschritt eine mit Eisen beschlagene Tür aus dunklem, grob gemasertem Holz. Er trat auf einen der Wehrgänge hinaus in die kühle, graue Luft und legte die Handflächen auf den Stein der Außenmauer. Er fühlte, wie die raue Oberfläche hart und kalt unter seinen Händen lag. Ganz so, wie es das Mädchen damals glatt und warm getan hatte. Am Anfang jedenfalls. Diese viele Jahre zurückliegende Nacht war sowohl eine Katastrophe wie eine Befreiung gewesen. Beinahe sein Ende und doch in gewisser Weise ein Neuanfang.

Als es vorbei war und man sie wegschaffte, hätte vermutlich nicht einmal ihre Mutter sie noch erkannt. Baldric hatte es nur seinem Potential und dem bis zu diesem Tage hohen Ansehen bei den Oberen zu verdanken, dass er nicht nur im Leben, sondern auch im Orden verblieb. Seine kurze aber prägnante Zeit in Wachtstein, im Machtzentrum von Orden und Reich, war allerdings vorbei gewesen. Er war, nur wenige Tage, nachdem man die von ihm verursachte Schweinerei beseitigt und die Mäuler der Zeugen gestopft hatte, hierher in die Ostmark versetzt worden.

Diese galt damals wie heute als der unruhigste und gefährlichste Teil des Reiches. Besonders die östlichen Grenzlande, in denen Baldric sich nun seit über zehn Jahren befand, wurden ihrem Ruf vollauf gerecht. Das Königreich war in den Wirren der Zeit nach dem Grau nicht auseinandergebrochen, doch hatten sich einige Teile des Landes nur langsam und schwerlich von den Veränderungen erholt. In der Ostmark war das am weitläufigsten der Fall gewesen.

Das Grenzland war nach den ersten Unruhen im Grunde genommen Niemandsland. Dann hatte sich der Orden der Landstriche angenommen, um für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Die Steppenkriege gegen die Goyaren, einem wilden, halbmenschlichen Volk aus den Weiten des Ostens jenseits des Reiches, waren Jahrhunderte her. Ganz vergessen war die Angst vor einer fremden Horde hierzulande jedoch nie. Dabei spielte es keine Rolle, dass seit Generationen kein Zeichen von Leben mehr aus östlicher Richtung gekommen war. Noch immer hielt der Orden diese Grenze, obgleich der jetzige Herzog die Ordnung im westlichen Teil der Mark längst wiederhergestellt hatte. Boden, in den das Blut ihrer Brüder geflossen war, gaben die Templer so leicht nicht wieder auf.


Представленный фрагмент книги размещен по согласованию с распространителем легального контента ООО "ЛитРес" (не более 15% исходного текста). Если вы считаете, что размещение материала нарушает ваши или чьи-либо права, то сообщите нам об этом.