Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 55

Wenn er heute darüber nachdachte, konnte er sich glücklich schätzen, die Lektion mit einer kleinen Hure gelernt zu haben. Die konnte man zumindest ohne großen Aufwand verschwinden lassen und die Spuren mit ein wenig Geld verwischen. Unter anderen Umständen wäre diese Erfahrung eine seiner Letzten gewesen, Ordensbruder oder nicht.

Zunächst hatte er in den darauffolgenden Jahren versucht, sich mit älteren Frauen zu treffen. Die Grenzterritorien der Ostmark waren nur spärlich besiedelt, und die Stützpunkte des Ordens lagen meist weitab der größeren Ortschaften. Es gab allerdings hier und da Dirnen, und auch die eine oder andere Bauersfrau war in diesen schweren Zeiten bereit, einem für ein wenig Nahrung zu Willen zu sein. Zwar mochte der Hungertod für viele Menschen nur noch ein Schreckgespenst sein, doch hatte es in den östlichen Grenzlanden nach wie vor ungleich schärfere Klauen und Zähne als im Inneren des Reiches.

So hatte Baldric damals versucht, seine Bedürfnisse mit der herkömmlichen Form der geschlechtlichen Zerstreuung zu befriedigen. Umsonst, wie er bald hatte feststellen müssen. Sein Trieb war gleichbedeutend mit seinem Dämon, und dieser wollte Blut. Junges Blut, Angst und Schmerz und Verzweiflung. Vielleicht war es das gleiche Ding, das ihn als Kind dazu gebracht hatte, diesem Novizen so lange ins Gesicht zu treten, bis man ihn von ihm wegzerrte. Der Junge verlor sein linkes Auge und blieb auf dem Rechten fast blind. Baldric erinnerte sich mit einer Art klaren Distanziertheit an den Vorfall. Er konnte beinahe das Wimmern hören, den dumpfen Schmerz in seinem Fuß spüren, durch den Stiefel hindurch, wie er immer wieder zutrat. Er trat nicht mit aller Kraft zu, das hätte sein Opfer nach wenigen Tritten getötet. Er traf den Kopf nur hart genug, dass der andere Junge blutete und schrie, bis sein Gesicht nur noch ein blutiger Brei war. Hatte ihn das erregt? Vermutlich nicht, schließlich war er kaum mehr als zehn Jahre alt gewesen.

Aber auch diese spezielle Lust ließ sich befriedigen. Der immer drängender werdende, schreckliche Druck, ließ sich von ihm nehmen. Hier draußen war vieles leichter als anderswo. Das eine oder andere vermisste Mädchen fiel in Tagen wie diesen kaum auf. Die Kleinen verschwanden, starben, hatten Unfälle. Letztendlich war ein verschwundenes Kind für manche arme Seele nur ein hungriges Maul weniger, das es zu stopfen galt. Darüber hinaus war er, nachdem er einige Erfahrungen gesammelt hatte, überaus vorsichtig. Mit älteren Frauen traf er sich nicht mehr, was angesichts seiner Stellung im Orden kein Aufsehen erregte. Es war zwar kein Zölibat vorgeschrieben, aber von einem vollwertigen Ritterbruder erwartete man einen gewissen Anstand. Wurde schon keine Enthaltsamkeit geübt, so war doch ein hohes Maß an Diskretion angebracht. Baldric hatte es freilich zu einem Meister dieses Faches gebracht, wenn auch auf andere Art und Weise, als viele glauben mochten. Waren seine Gründe doch schwerwiegender, als bei einem normalen Mann mit gewöhnlichen Gelüsten.


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