Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 41

Den knorrigen Stock in der Linken, die von der Arthritis gekrümmte Rechte auf der Stuhllehne, saß sie da und wartete darauf, dass sie wieder zu Atem kam. Sie war tiefer in den Wald hineingegangen, als sie es vorgehabt hatte. Weiter durch die nasskalte Luft, als sie es vor einigen Jahrzehnten für die spärliche Kräuterausbeute hätte tun müssen, die nun in dem Korb neben ihr lag. Das Leben wurde stetig härter und sie wurde immer älter und schwächer. Sie saß mit rasselndem Atem leise keuchend da und versuchte so viel der schweren, feuchten Waldluft in die Lunge zu ziehen, wie sie konnte. Die krampfartigen Schmerzen in jedem Gelenk und Muskel unterhalb der Körpermitte ließen langsam etwas nach. Sie rieb sich vor und nach ihren Ausflügen den Körper mit einer dicken Salbe ein, was zumindest ein wenig Abhilfe schaffte. Dass die Wirkung gleichermaßen immer länger auf sich warten ließ, wie sie kürzer anhielt, war eine andere Geschichte. Mit jedem mühsamen Atemzug entspannten sich ihre verdorrten Muskeln ein wenig mehr. Die Bronchen fühlten sich freilich nach wie vor so an, als wollten sie ausgekotzt werden. Aber das taten sie inzwischen jeden Morgen, obwohl Dedra seit Jahren fast völlig auf die Kräuterpfeife verzichtete, die sie so liebgewonnen hatte.

Ihre alten, zu einer verwaschenen Farblosigkeit verblassten Augen streiften über den Wald, der einige Schritte vor der Veranda begann. Dieser Wald, die Hütte und das kleine Stück Land, auf dem sie stand, waren der einzige Ort, an dem sie sich je zu Hause gefühlt hatte.

Obgleich sie auch im letzten Lebensabschnitt nicht zur Rührseligkeit neigte, schlich sich eine schmerzhafte Traurigkeit in ihr altes Herz, wenn sie daran dachte, dass sie ihr bescheidenes Glück bald verlieren würde. Denn das war das Leben hier gewesen, eine Zeit der Zufriedenheit, ihrem Verständnis von Glück so nahe, wie sie es sich vorzustellen vermochte.

Sie lebte einfach und einsam, aber sie lebte gern. Das hatte sie schon immer getan, ganz gleich wie widrig ihre Lebensumstände gewesen waren. Sie hatte sich daran gewöhnt, für ihre Dörfler zu sorgen und wenn sie auch im Grunde wertlos waren, genoss Dedra doch den Respekt, den sie ihr entgegenbrachten. Sie mochte ihr einfaches Essen, das in den letzten Jahren zumeist aus Suppen bestand. Gemüse, teils wild gewachsen, teils von den Dörflern angebaut, selbst gesammelte Kräuter und Pilze und das eine oder andere Eichhörnchen oder Stück Fleisch aus dem Dorf. Schlicht und doch reichhaltig genug für eine alte Frau. Die nachmittäglichen und abendlichen Kräutertees, die immer öfter auch dazu dienten, die Schmerzen zu dämpfen und ihren Geist ein wenig zu entspannen. Und natürlich ihre Katze, ihren kleinen, pelzigen Schatz.


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