Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 39

Inzwischen behandelte sie die dritte Generation von Dorfbewohnern und war längst ein fester Bestandteil des Lebens in Flusswalde geworden. Schon die Großeltern waren zu ihr gegangen. Dass bereits diese die weise Frau vor fünfzig Jahren als die alte Dedra bezeichnet hatten, mochte vielleicht manch einem befremdlich erscheinen. Aber so war eben der Lauf der Dinge, einige Menschen starben jung, andere hielten sich länger. Davon abgesehen wollte sich niemand ausmalen, wie es sein würde, wenn die erfahrene Kräuterfrau nicht mehr da war. Schließlich kannte sie Medizin gegen unzählige Leiden und Gebrechen. Ob Magenverstimmung, gebrochene Knochen oder Fieber. Ob eine schwere Geburt anstand, oder Kinderkrankheiten umgingen, die alte Dedra wusste Rat. Und sie nahm noch immer kaum mehr als das Nötigste für ihre Dienste. Nicht wenige Menschen sahen in ihr den guten Geist des Dorfes. Sie mochte mit den Jahren etwas wunderlich werden, aber so waren alte Leute nun einmal.

Dedra sah an diesem frühen Herbstnachmittag tatsächlich ein wenig wie ein Geist aus, und wie ein erschöpfter dazu. Sie schleppte sich gerade schnaufend über den Boden des Waldrandes vor ihrer Hütte. Mit einem erleichterten Grunzen nahm sie die letzten paar Schritte zur hinteren Veranda in Angriff. Sie war eine Hexe, eine der wenigen echten, die es noch gab, aber sie war ebenso eine leidenschaftliche Kräuterfrau, und zwar eine hervorragende.

Alchemie und Kräuterkunde hatten ihr immer Freude bereitet, obgleich Menschen für sie nicht viel mehr waren als Nutztiere. Es war erheiternd, einem von ihnen einen Trank zu verabreichen, der ihn in Krämpfen verenden ließ. Es konnte jedoch auch durchaus befriedigend sein, sich um ihr Wohlergehen zu kümmern. Bei all dem war es für eine Hexe unabdingbar, über ein fundiertes Wissen in der Naturheilkunde zu verfügen, wenn sie längere Zeit an einem Ort leben und arbeiten wollte.

Wer das, was die Ignoranten die dunkle Kunst nannten, öfter als unbedingt nötig gebrauchte, blieb nicht lange unentdeckt. Und dann waren immer rasch Leute mit Fackeln und Mistgabeln oder Hammer und Nägeln zur Stelle. Eben diese Kräuterheilkunde aber war in den Jahren seit dem Grau ständig schwieriger geworden. Durch die anhaltend kälteren Temperaturen und das Fehlen von direktem Sonnenlicht hatten sich Fauna und Flora verändert. Dabei schienen ihr die Veränderungen der Pflanzenwelt bis vor kurzem am gravierendsten zu sein. Vor den vielen Eichhörnchen und den Hirschen. In jedem Fall aber waren sie für ihre Arbeit problematischer. Sie hatte die neuen Umstände das eine um das andere Mal verflucht. Zum Glück war sie dank ihrer Kunst nicht ausschließlich auf die Natur angewiesen.


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