Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 38

Diese misstrauischen Menschen gab es allerorts und sie stellten stets ein Problem dar, dessen man sich sorgfältig annehmen musste. Kirche und Inquisition mochten auf dem Land weit weg sein, doch eine Hexe war auch in den traditionellen Mythen durchweg als gefährliche und düstere Kreatur dargestellt worden. Im Grunde lief es immer wieder darauf hinaus, dass ein Verdacht gegen eine Frau schnell ausgesprochen war. Dass letztendlich niemand einen Furz um eine tote alte Vettel mehr oder weniger gab, war ebenfalls eine Tatsache.

Dedra war beständig in ihrer Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit, und da außer ihr kein Heiler verfügbar war, kamen auch die Misstrauischen und Feindseeligen schließlich zu ihr. Früher oder später wurde jeder krank, und wenn nicht, hatte man als Hexe Möglichkeiten, dafür zu sorgen. Auf diese Weise konnte sie das Problem langsam aber nachhaltig lösen.

Dedra wusste genau, welche der Dorfbewohner ihr misstrauten. Sie kannte bald jeden Mann, jede Frau und jedes Kind. Sie wusste, wer sich vor ihr ängstige, ebenso wie sie einzuschätzen vermochte, wer ihr regelrecht feindselig gegenüberstand. Die Ängstlichen ließen sich meist mit behutsamer Freundlichkeit, Können oder Glamour überzeugen. Bei einigen aber war jede Liebesmüh vergebens. Es gab immer ein paar dieser Sorte, wohin man auch kam. Deshalb wurden manche Menschen nach ihrer Behandlung gesund und andere starben kurz darauf. So war das nun einmal in der Welt. Krankheiten waren tückisch und oft unberechenbar, Kinder ertranken beim Spielen am Fluss oder brachen sich die Knochen, wenn sie von einem erkletterten Baum fielen. Es gab so vieles, was im dörflichen Alltag passieren mochte, und auch die beste Kräuterfrau konnte nicht überall sein und jedes Leben retten. Auf einen der starb kamen neun oder mehr, die durch Dedras Hilfe wieder gesund wurden. Die Dörfler schätzten sich glücklich, eine so fähige Heilerin zur Verfügung zu haben.

Etwa zwanzig Jahre nach ihrer Ankunft, sie lebte längst in der Hütte am Waldrand, gab es keine Menschen mehr in Flusswalde, die ihr feindselig gegenüberstanden. Diese Sorte war meist jung, zumindest aber am Ende kinderlos, verstorben. Ein Lächeln, das die uralte Ruine ihres Gesichtes in tausend Falten legte, zog sich über die Züge der Greisin. Es hielt sich jedoch nur kurz, bis eine frische, siedende Welle Schmerz von ihrem linken Knöchel aus ihr Bein hinauf floss, nachdem sie auf eine Wurzel getreten war.


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