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Kapitel 3
Mittags war ich mit Simba verabredet. Ursprünglich gelüstete es mich, durchzuarbeiten, doch der traurige Klang ihrer Stimme am Telefon erreichte mein freundschaftliches Herz. Bereit, anzuhören, was ich mir denken konnte, stapfte ich verspätet zu Fuß durch den Schneematsch. Mit dem Auto wäre die Strecke zwar wärmer gewesen, aber auch länger, bei der chronischen Parkplatznot in Wels. Es war wie verhext, jede Ampel signalisierte an jeder Kreuzung die Farbe, die sich komischerweise immer dann zeigte, wenn man es eilig hatte. Rot. Ungeduldig trippelnd darauf wartend, dass die Ampel auf Grün umschaltete, beruhigte mich der Gedanke, dass Simba anhänglich war wie ein Hund, wenn ihr was unter den Fingernägeln brannte. Und durch Verspätung ihres Date-Partners gewiss nicht frühzeitig verloren ging. Außerdem war nach sechs Kreuzungen, die rot anzeigten, die Zielflagge ja in Sicht. Das Restaurant war vollgestopft mit Gästen. Trotzdem der Saal gut zu überblicken war, konnte ich Simba mit ihrer hoch toupierten Mähne in der Menge nicht gleich ausfindig machen. Bis sie aufstand und mir vor einem runden Tisch, an dem höchstens drei Personen Platz fanden, zuwinkte. Er befand sich in der Mitte des Lokales, sodass mir nichts anderes übrig blieb, als mich durch die sitzenden durchzuzwicken. Was sich als problematisch erwies, da die Stühle beengt beieinanderstanden und sich teilweise berührten. Außerdem behinderten mich, nebst meiner eigenen Winterjacke, die Mäntel der Gäste über den Stühlen hängend.
„Hast du schon bestellt?“, fragte ich prustend, aber endlich sitzend. Sich dünner zu machen, als die eigenen Kilos es erlaubten, um sich durchzwicken zu können, glich einem Unterwassermarathon, der schlauchte.
„Wo denkst du hin? Wenn ich den Platz verlasse, wird er womöglich von jemand anderem beschlagnahmt“, schnaubte Simba entrüstet. Ihr Kontra erinnerte mich, dass wir in einem Selbstbedienungsladen saßen und man besser wirklich einen Unterwassermarathon in Angriff nähme, als sich durch dieses Lokal noch einmal durchzuzwängen, um Essen zu holen. Darüber hinaus stand ich seit vierzehn Tagen mit meinem Gewicht im Zweikampf. In Anbetracht dessen wäre es zweckmäßiger, auf Essen zu verzichten. Aber die angenehmen Düfte, aus der Küche strömend, erweckten meine Magensäfte, was mir anfängliches Magenknurren einbrachte. Nicht mehr willens meinen inneren Schweinehund in Schach zu halten, blickte ich auf die seitlich an der Wand hängende Menütafel, auf deren sämtliche Speisen aufgelistet waren. Simba entschied sich für einen doppelten Hamburger. Meine Vernunft hingegen für Salat und Gebäck. Anders entschieden hätte ich den restlichen Tag mit meinem inneren Schweinehund im Zoff gelegen.