Читать книгу Mein Chef und andere Hürden онлайн | страница 15

„Bitte setzen Sie sich.“

Dorner gab sich sachlich. Abwägend ob das gut oder schlecht für mich wäre, beschloss ich abzuwarten. Er ließ sich mir gegenüber nieder. Sein mehrmaliges Räuspern schien meiner Meinung nach kein gutes Zeichen zu sein. Einen Kugelschreiber zwischen den Fingern drehend, lächelte er mich unentwegt an, was mich stutzig werden ließ. Sein durchdringender Blick sagte viel, jedoch nichts Bestimmtes. Zumindest nicht für mich - in meiner Situation.

„Frau Starz, Sie können einen wirklich überraschen.“

Seine Worte erinnerten mich instinktiv an das Sprichwort: Stille Wasser sind tief. Ob er das damit gemeint hatte? Während es mir gelang meinem Gesicht ein entspanntes, unschuldiges Aussehen zu geben, verkrampfte sich meine übrige Muskulatur. Als läge ich in einer Zitronenpresse, worin man mich erbarmungslos ausgequetschte. Unwillkürlich hielt ich den Atem an, um dieses ungemütliche Gefühl zu schlucken und es auf Nimmer-wieder-Spüren zu verdauen. Leider gelang es nur bedingt. Ich für meine Person liebte ja Überraschungen - manchmal ...

„Verstehen Sie mich nicht falsch, ... äh, ... ich meine, ... äh, nach Ihrem Auftritt am Samstag überlege ich, ob Sie ... äh ... den Anforderungen einer führenden Position gewachsen sind.“

Oh, Mann. Meine am Wochenende so brillant verdrängten Befürchtungen erschienen auf der Bildfläche, wie gerufene Gespenster. Hatte ich sie unbewusst visualisiert und sie sich deshalb manifestiert? Keine Zeit, darüber nachzudenken. Unerlässlicher schien mir, mein sinkendes Boot aus dem Wasser zu ziehen, bevor es endgültig unterzugehen drohte. Unmerklich jagte ich nach überzeugenden Argumenten. Endlich fiel mir ein: „Einen ungetauften Kahn darf man nicht so schnell untergehen lassen, Herr Dorner.“

Scheinbar irritiert überging er meine Worte, als wären nie welche über meine Lippen gekommen. „Immerhin ... äh ... verkörpern Sie Ihren Mitarbeiterinnen gegenüber eine Respektsperson ...“

Nach einem solch tief greifenden Leitsatz begriff ich in Sekundeneile, dass ein Joker her musste, um Dorner den Wind aus den Segeln zu reißen, damit er letztendlich nicht in einen Orkan ausartete. Rasch kleidete ich den Joker in die Worte: „Sie haben vollkommen Recht.“


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