Читать книгу Mein Chef und andere Hürden онлайн | страница 14
„Was du wieder denkst. Er ist hier, weil er den Zug verpasste.“
„Das zu glauben grenzte an Naivität, Schwesterherz und aus den naiven Jahren bin ich raus.“
„Diesmal tust du mir unrecht, Verena. Ich hab doch Augen im Kopf. Dieser Mann mag zwar das richtige Ding zwischen den Beinen haben, aber für eine Frau ist es nur die Hälfte wert, wenn sie es bloß im Dunkeln gebrauchen kann.“
Okay. Ihre Worte hatten etwas Überzeugendes für mich und trugen dazu bei, mein überschwapptes Gemüt zu besänftigten. Jedoch ein Rest in mir blieb auf der Hut. „Dein Glück“, versprach ich, „sonst hättest du ihn zum nächsten Geburtstag in Seidenpapier eingewickelt von mir als Geschenk bekommen.“
Claudia lachte. „Hätte mich auf ewig von den Männern kuriert.“
„Lieber würde ich dich von deiner Kuppelsucht kurieren.“
Claudias Miene wurde schlagartig ernst. „Sag, merkst du nie, wenn man nur dein Bestes will?“
Ich rang die Hände. „Lass deinen Mutterinstinkt an deiner kleinen Silvana aus. Oder schaffe dir ein zweites Kind an, an dem du dich austoben kannst.“ Eine Mutter, nämlich meine Mutter reichte mir. Na gut. Solange der Biber nicht zu Claudias Kuppel-Favoriten zählte, war ich bereit, ihrem Spleen gegenüber milde zu zeigen. Zwangsweise. Denn bevor sie sich änderte, würde das Bild der Mona Lisa im Louvre versteigert, und der Erlös den Obdachlosen gespendet werden.
Bernd erschien auf der Bildfläche. „Mir liegt es fern zu drängeln“, meinte er, „aber wir haben einen Gast.“ Er deutete mit dem Daumen in Richtung Wohnzimmer.
Noch hatte es sich nicht herauskristallisiert, aber der Biber war zum Schießen und im Geschichtenerzählen ein wahrer Meister. Nie vorher hatte ich so dermaßen herzhaft gelacht. Und so viel. Dabei bekam die Sympathie Flügel, sie flog von mir zu ihm. Im Lauf des Abends tauschten wir sogar unsere Telefonnummern aus. Dorner, das Überwachungsorgan, mit seinen krassen Zurechtweisungen rückte in die Tiefen meines Unterbewusstseins und verharrte dort ... bis Montag.
Kapitel 2
Wäre es sinnvoll, die Wochentage nach Noten zu beurteilen, bekäme der Montag von mir eine Fünf. Auch würde er eingeteilt in die Kategorie „völlig überflüssig“. Aber da der Montag als umsatzträchtiger Bonus und als nicht verzichtbare Sitte der Geschäftswelt galt, kam kein Lohnabhängiger darum herum, den regelmäßigen Sprung von der sonntäglichen Freiheit in die wochenturnusmäßige Abhängigkeit zu machen. Auch ich nicht. Ein Sprung, der einer eiskalten Dusche glich. Und wenn man den Schock dieser Dusche einigermaßen verkraftet hatte, dieser Tag dann seine unsympathischen Fühler ausstreckte, um einen zu orten und die Worte um die Ohren zu schleudern: „Frau Starz, ins Büro bitte“, konnte mir dieser Tag erst recht gestohlen bleiben. Aber der Meister hatte das Sagen. So riss ich mich von meinen Obstregalen los, um mich folgsam in das Zentrum der „Macht“ zu begeben. Es war mir nicht klar, was auf mich zukommen würde, jedoch befürchtete ich, was ich insgeheim ahnte. Umso mehr verbannte ich diesen unwillkommenen, hellseherischen Blitz aus meinen Gedanken und versuchte mich auf die Situation neutral einzustellen.