Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 51
»Lässt du mich mal zusehen, wenn du mit Farben malst?«, fragte Ginia und drückte seinen Arm.
»Falls ich es noch kann, wenn ich diese Uniform ablege. Vorher, ja, da habe ich viel gearbeitet. Ich malte ein Bild pro Woche. Das Leben damals regte mich an. Die schöne Zeit ist vorbei.«
»Bedeute ich dir gar nichts?«, fragte Ginia.
Da drückte Guido ihren Arm. »Du bist doch nicht der Sommer. Du weißt nicht, was es heißt, ein Bild zu malen. Ich müsste mich in dich verlieben, um gescheit zu werden. Und dann würde ich Zeit verlieren. Du musst wissen, dass ein Mann nur arbeiten kann, wenn er Freunde hat, die ihn verstehen.«
»Hast du dich noch nie verliebt?«, fragte Ginia, ohne ihn anzusehen.
»In eine von euch? Dazu habe ich keine Zeit.«
Als sie vom Gehen müde waren, setzten sie sich ins Café wie ein Liebespaar, und Guido zündete sich eine Zigarette an, hörte zu, was Ginia erzählte, und beobachtete dabei, wer hereinkam und wer hinausging. Dann zeichnete er, um sie zufriedenzustellen, ihr Profil mit Bleistift auf den Marmor. Als sie einen Augenblick allein waren, sagte Ginia zu ihm: »Weißt du, ich bin froh, dass du noch nie verliebt warst.«
»Wenn’s dich freut«, erwiderte Guido.
Der Abend endete melancholisch, weil herauskam, dass Guido gleich nach seiner Entlassung auf einen Sprung in sein Dorf fahren musste, um seine Mutter zu besuchen. Ginia tröstete sich, so gut sie konnte, indem sie sich nach seiner Familie und seinem Zuhause erkundigte, nach dem Beruf seines Vaters und der Zeit, als er noch klein war. Sie erfuhr, dass er eine Schwester hatte, die Luisa hieß, aber es missfiel ihr, dass Guido letztlich ein Bauer war. »Als Junge ging ich barfuß«, gestand er ihr lachend, und da begriff Ginia, woher er seine starken Hände und diese schleppende Stimme hatte, und sie glaubte nicht, dass ein Bauer Maler werden könne. Das Seltsame war, dass Guido sich dessen rühmte, und als Ginia zu ihm sagte: »Aber du lebst doch hier«, antwortete er ihr, die wahre Malerei entstehe auf dem Land. »Aber du lebst hier«, wiederholte sie, doch er sagte: »Gut geht es mir nur auf dem höchsten Punkt eines Hügels.«