Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 48

»Was meint Severino dazu? Gefällt ihm der Schwager?«, sagte Amelia lachend.

»Warum soll ich aufpassen?«, fragte Ginia.

»Du spannst mir meinen schönen Maler aus und fragst noch?«

Da spürte Ginia, wie ihr Herz einen Satz machte, und im Weitergehen fühlte sie Amelias Blick auf sich ruhen.

»Hast du für Guido Modell gestanden?«, fragte sie.

Amelia hakte sich bei ihr ein und sagte: »Ich habe nur Spaß gemacht.« Dann, nach einer Pause: »Ist es nicht schöner, wenn wir zwei zusammen bummeln gehen – wir sind Frauen und wissen es –, anstatt uns die Laune verderben zu lassen von ungezogenen Kerlen, die keine Ahnung haben, was ein Mädchen ist, und der erstbesten nachsteigen, die ihnen begegnet?«

»Aber du gehst doch mit Rodrigues«, sagte Ginia.

Amelia zuckte die Achsel und machte »Pf!«. – »Sag mal, passt Guido wenigstens auf?«

»Weiß ich nicht«, antwortete Ginia.

Amelia fasste sie am Kinn und zwang sie stehenzubleiben. »Schau mich an«, sagte sie. Sie standen im Schatten eines Haustors. Ginia leistete keinen Widerstand, da es um Guido ging, und Amelia gab ihr einen raschen Kuss auf den Mund.

XI.

Sie machten sich wieder auf den Weg, und Ginia lächelte erschrocken unter Amelias Blicken.

»Wisch dir den Lippenstift ab«, sagte Amelia mit ruhiger Stimme. Ohne stehenzubleiben, betrachtete sich Ginia bis zur nächsten Straßenlaterne im Spiegel und wagte nicht aufzuhören, sondern strich sich die Haare zurecht, während sie sich forschend in die Augen sah.

»Habe ich heute Abend getrunken, soweit du weißt?«, fragte Amelia, als sie an der Laterne vorbei waren.

Ginia steckte den Spiegel ein und ging voraus, ohne zu antworten. Ihre Schritte hallten auf dem Pflaster. Als sie an die Ecke kamen, wollte Amelia sich verabschieden. Ginia sagte: »Hier entlang.« Sie bogen gemeinsam in die Straße ein, und als sie vor dem Haustor standen, sagte Amelia: »Also ciao.« – »Ciao«, antwortete Ginia und ging allein weiter.

Am nächsten Tag knipste Guido das Licht an, als sie eintrat, denn draußen war Nebel, und durch die großen Scheiben wirkte es, als sei man mittendrin. »Warum zündest du nicht den Ofen an?«, fragte sie ihn. »Er ist an«, sagte Guido, der diesmal seine Jacke trug. »Hab keine Angst, im Winter heizen wir den Kamin.« Ginia wanderte durch den Raum, hob ein Stück Stoff hoch, das an die Wand genagelt war, und sah dahinter einen Kamin, voll mit Schrott und Stößen von Büchern. »Ist der schön! Und die Modelle stellen sich hier hin?« – »Wenn es jemand aushält, nackt zu posieren«, sagte Guido. Dann zogen sie unter dem Bett hinter dem Vorhang einen Koffer hervor, der Guidos Kleidung enthielt. »Hast du schon Modelle gehabt?«, fragte Ginia. »Zeig mir die Mappen mit den Zeichnungen.«


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