Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 54
Seltsamerweise ließ Amelia sich herumkommandieren: Sie war träge an jenem Tag. Sie nahmen die Straßenbahn, damit es schneller ging, und wussten nicht, warum. Ginia bestimmte, lief los und wählte den Weg, als hätte sie ein Ziel. Als sie die Steigung in Angriff nahmen, begann es zu nieseln, und Amelia jammerte und wollte umkehren. »Es ist nur Nebel«, sagte Ginia, »es ist nichts.« Sie wanderten inzwischen unter den Bäumen des Parks entlang, auf der einsamen Straße, wo es schien, als sei man aus der Welt, und wo man nur das Gluckern im Graben und hinter sich von ferne das Rattern einer Straßenbahn hörte. Hier atmete man eine feuchte Landluft, und es war gar nicht so kalt, sondern roch nach verfaultem Laub. Amelia wachte allmählich auf, und Arm in Arm trotteten sie über den Asphalt und sagten lachend, sie müssten wohl verrückt sein, denn nicht einmal Pärchen gingen bei einem solchen Wetter auf den Hügel.
Ein schönes Auto kam heran, überholte sie und verlangsamte die Fahrt. »So eins sollten wir haben«, sagte Amelia. Ein grauer Arm streckte sich aus dem Auto und machte ihnen Zeichen. »Darf ich Sie mitnehmen?«, fragte ein Gesicht mit Monokel, als sie in Hörweite waren. »Nehmen wir das Auto, Amelia?«, flüsterte Ginia lachend. »Lieber nicht«, sagte Amelia, »der bringt uns womöglich Gott weiß wohin und lässt uns dann stehen.«
Sie gingen weiter, und der Mann fuhr im Schritttempo hinterher, redete dummes Zeug und hupte. »Ich steige ein«, sagte Amelia, »das ist immer noch besser, als sich die Sohlen abzulaufen.«
»Kommt die kleine Blonde nicht mit?«, fragte der Mann, indem er heraussprang. Er war um die vierzig und sehr mager.
Sie nahmen Platz, Amelia in der Mitte und Ginia an die Tür gequetscht. Der magere Herr klemmte sich hinter das Steuer und legte Amelia als Erstes den Arm um die Schultern. Als Ginia diese knochige, dunkle Hand so nah an ihrem Ohr sah, dachte sie: »Wenn er mich anfasst, beiße ich ihn.« Aber sie fuhren sofort los, das Profil des Mannes, der eine hässliche Narbe an der Schläfe hatte, wandte sich aufmerksam der Straße zu, und Ginia überlegte, die Wange an die Scheibe gelehnt, wie schön es wäre, die sieben Tage, die Guido nicht da war, immerzu auf Reisen zu verbringen.