Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 50

So gingen sie, und die Straße war nicht mehr dieselbe.

»Wenn wir Amelia begegneten«, dachte Ginia und erzählte Guido von Signora Bice, wobei sie versuchte, nicht zu lachen. Guido sagte gut gelaunt: »In drei Tagen brauche ich sie nicht mehr zu grüßen, diese Affen. Schau nur, was für dämliche Gesichter sie haben.« – »Auch Amelia«, sagte Ginia, »bleibt gern stehen und lacht den Passanten ins Gesicht.«

»Amelia übertreibt manchmal ein bisschen. Kennst du sie schon lange?«

»Sie wohnt bei mir in der Nähe«, antwortete Ginia. »Und du?«

Da erzählte Guido ihr von jenem Jahr, in dem er das Atelier gemietet hatte und seine Studienfreunde ihn besuchten, und dass einer von ihnen später Mönch geworden war. Amelia arbeitete damals noch nicht als Modell, aber sie amüsierte sich gern, und sie kamen tagsüber und abends und lachten und tranken, während er versuchte zu arbeiten. Wie es mit Amelia genau gewesen war beim ersten Mal, wusste er nicht mehr. Dann musste einer zum Militär, ein anderer hatte Examen gemacht, einer hatte geheiratet: Vorbei war es mit dem lustigen Leben.

»Tut dir das leid?«, fragte Ginia und sah ihn durchdringend an.

»Dem Mönch tut es noch mehr leid, ab und zu schreibt er mir und fragt, ob ich arbeite und ob ich noch jemanden treffe.«

»Dürfen sie denn schreiben?«

»Sie sind ja nicht im Gefängnis«, sagte Guido. »Der war der Einzige, dem meine Bilder gefielen. Wenn du ihn sehen könntest: ein großer Mann, so stark wie ich, mit den Augen eines Mädchens. Er verstand alles, es ist schade um ihn.«

»Du wirst aber nicht Mönch, Guido?«

»Da besteht keine Gefahr.«

»Rodrigues gefallen deine Bilder nicht. Der hat wirklich ein Pfaffengesicht.«

Doch Guido nahm Rodrigues in Schutz und erklärte, er sei ein ganz außerordentlicher Maler, aber einer, der vor dem Malen lange nachdenke und nichts dem Zufall überlasse, nur die Farbe fehle ihm. »In seinem Land gibt es zu viele Farben«, sagte er. »Als Kind hat er mehr als genug davon gehabt, und jetzt möchte er ohne malen. Aber er ist wirklich begabt.«


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