Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 45
Sie staunte, dass sie ging wie immer und Hunger hatte, und dachte nur eines: dass sie Guido von nun an ohne die beiden anderen treffen wollte. Doch Guido hatte ihr nur gesagt, sie solle ins Atelier kommen; von Verabredungen außerhalb war nicht die Rede gewesen. »Ich muss ihn ganz arg lieb haben«, dachte Ginia, »sonst geht es mir schlecht.« Plötzlich war der Sommer zurückgekehrt und damit die Lust, auszugehen, zu lachen und zu feiern. Sie konnte kaum glauben, was geschehen war. Bei dem Gedanken, dass sie im Dunkeln auch Amelia hätte sein können und es für Guido gleich gewesen wäre, musste sie lachen. »Ich gefalle ihm eben so, wie ich bin, wie ich rede, wie ich schaue; ich gefalle ihm als Freundin, er liebt mich. Er hat nicht geglaubt, dass ich siebzehn bin, er hat mich auf die Augen geküsst; ich bin wirklich eine Frau.«
Jetzt war es schön, den ganzen Tag zu arbeiten und dabei an das Atelier zu denken und auf den Abend zu warten. »Ich bin mehr als ein Modell«, sagte sich Ginia, »wir sind Freunde.« Amelia tat ihr leid, weil sie gar nicht begriff, was an Guidos Bildern so schön war. Doch um zwei, als Amelia sie abholte, wollte Ginia sie etwas fragen und wusste nicht wie. Guido direkt zu fragen, traute sie sich nicht.
»Hast du schon jemanden gesehen?«, fragte sie sie.
Amelia zuckte die Achseln.
»Gestern, als du das Licht ausgemacht hast, ist mir schwindlig geworden, ich glaube, ich habe geschrien. Hast du mich schreien gehört?«
Amelia sah sie sehr ernst an. »Ich habe das Licht nicht ausgemacht«, sagte sie langsam, »ich weiß nur, dass du verschwunden bist. Es klang, als würde Guido dich abschlachten. Hat es wenigstens Spaß gemacht?«
Ginia schnitt eine Grimasse und blickte geradeaus vor sich hin. Sie gingen noch zu Fuß bis zur nächsten Haltestelle.
»Liebst du Rodrigues?«, fragte Ginia.
Amelia seufzte und sagte dann: »Keine Angst. Blonde Männer gefallen mir nicht. Höchstens blonde Frauen.«
Da lächelte Ginia und sagte nichts mehr. Sie war froh, so neben Amelia herzugehen und zu wissen, dass sie sich verstanden. Friedlich trennten sie sich unter den Arkaden, und Ginia sah ihr an der Ecke nach und fragte sich, ob sie wohl zu jener Malerin Modell stehen ging.