Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 43

»Ich bin gekommen, aber Sie waren nicht da«, flüsterte Ginia.

»Sag Du zu mir«, sagte Guido, »heute Abend duzen wir uns alle.«

»Hatten Sie Ausgangssperre?«

»Hattest du Ausgangssperre«, sagte Guido und strich ihr mit den Fingern übers Haar.

Da knipsten sie hinter ihnen das Licht an, und Ginia ließ den Vorhang fallen und betrachtete das Bild mit der Melone.

Mit dem Essen warteten sie, bis der Raum sich aufwärmte. So im Mantel, die Hände in den Taschen, kam man sich vor wie im Café. Rodrigues goss sich zu trinken ein und füllte noch drei weitere Gläser. »Fang nicht jetzt schon an«, sagte Amelia. Rodrigues erwiderte, irgendwann müsse man anfangen. Dann trugen sie den Tisch zum Sofa, vorsichtig, um nichts zu verschütten, und Ginia gelang es, sich neben Amelia aufs Sofa zu setzen.

Es gab Salami, Obst, Süßigkeiten und zwei Fiaschi. Ginia überlegte, ob das wohl die Feste waren, die Amelia früher mit Guido gefeiert hatte, und als sie ein Glas Wein getrunken hatte, fragte sie ihn danach. Lachend begannen die beiden, sich all das Theater zu erzählen, das sie dort drin schon veranstaltet hatten. Neiderfüllt hörte Ginia zu, ihr war, als sei sie zu spät geboren, und sie fand sich albern. Sie begriff, dass man mit Malern unbefangen umgehen musste, weil sie ein anderes Leben führten als die übrigen Menschen, denn sogar Rodrigues, der nicht malte, schwieg und kaute, und wenn er etwas sagte, so nur, um sich lustig zu machen. Verstohlen sah er Ginia boshaft an, und ihre ganze Wut darüber, dass Guido sich mit Amelia amüsiert hatte, richtete sich gegen ihn.

»Es ist gemein«, sagte sie weinerlich, »mir diese Sachen zu erzählen, bei denen ich nicht dabei war.«

»Aber heute Abend bist du dabei«, erwiderte Amelia, »also amüsier dich.«

Da bekam Ginia Lust, eine schreckliche Lust, mit Guido allein zu sein. Und doch wusste sie, dass sie diesen Mut nur hatte, weil Amelia neben ihr saß. Sonst wäre sie davongelaufen.

»Ich habe immer noch nicht gelernt, ruhig zu bleiben«, dachte sie. »Ich darf mich nicht verunsichern lassen.«


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