Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 42
Später merkte sie, dass sie nicht mehr als vierzehn Tage auf diese Weise verbracht hatte. Immer wenn sie aus der Schneiderei kam, hoffte sie, an der Tür etwas Neues zu erfahren, und dass nie jemand dort stand und auf sie wartete, gab ihr das Gefühl, der Tag sei vergeudet, als sei es schon morgen, übermorgen und als warte sie auf etwas, das nie kommen würde. »Ich bin noch nicht einmal siebzehn«, dachte sie, »ich habe noch so viel Zeit.« Aber sie verstand nicht, warum Amelia, die ihr ohne Hut nachgelaufen war, sich nicht mehr blicken ließ. Vielleicht hatte sie nur Angst gehabt, sie würde reden.
Eines Nachmittags kam Signora Bice und sagte, sie werde am Telefon verlangt. »Es ist eine Frau mit Männerstimme«, sagte sie zu ihr. Es war Amelia. »Hör zu, Ginia, erzähl doch, Severino sei krank, und komm zu uns. Guido ist auch da. Wir essen zusammen zu Abend.« – »Und Severino?« – »Lauf nach Hause, koch ihm die Pasta und komm dann her. Wir warten auf dich.«
Ginia gehorchte, lief nach Hause und sagte zu Severino, sie esse mit Amelia zu Abend; sie kämmte sich und ging. Draußen regnete es. »Amelias Stimme klingt wirklich, als hätte sie die Schwindsucht, die Ärmste«, dachte sie.
Sie war entschlossen, falls Guido nicht da wäre, sofort wieder zu gehen. Amelia und Rodrigues zündeten im Halbdunkel einen Petroleumofen an. »Und Guido?«, fragte Ginia. Amelia erhob sich, wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn und deutete auf den Vorhang. Guido streckte den Kopf heraus und rief ihr »Ciao« zu, und daraufhin lächelte Ginia ihm zu. Der Tisch war ein Durcheinander von Papptellern und Vorräten. In dem Augenblick leuchtete an der Decke der kreisförmige Widerschein des Ofens auf. »Knipst das Licht an«, rief Guido. »Nein, wir bleiben so, ist doch schön«, sagte Amelia.
Warm war es nicht, und man musste den Mantel anbehalten. Ginia ging zum Waschbecken, den Vorhang beiseite schiebend, und fragte von dort laut: »Was feiern wir heute Abend?« – »Dich, wenn du willst«, erwiderte Guido leise, während er sich die Hände abtrocknete. »Warum bist du nicht mehr gekommen?«