Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 38
»Gib acht«, sagte Severino, »Amelia ist auf Draht, und du wirkst neben ihr wie ein dummes Ding.«
Ginia sagte ihm, sie sähen sich nur selten, und Severino schwieg, dann zündete er sich im Gehen eine Zigarette an, und sie kamen vor der Haustür an, als sei jeder für sich allein.
Ginia schlief in jener Nacht wenig, und die Decken lasteten schwer auf ihr, aber sie malte sich viele Dinge aus, die immer überspannter wurden, je mehr die Zeit verging. Sie stellte sich vor, dass sie allein in dem zerwühlten Bett in jenem Winkel des Ateliers läge und hörte, wie Guido sich auf der anderen Seite des Vorhangs bewegte, dass sie mit ihm zusammenlebte, ihn küsste und für ihn kochte. Wer weiß, wo Guido zu essen pflegte, als er noch nicht Soldat war. Dann dachte sie, dass sie nie geglaubt hätte, sie könne sich mit einem Soldaten befreunden, aber in Zivil war Guido bestimmt ein sehr schöner Mann, so blond und stark, und sie versuchte, sich an seine Stimme zu erinnern, die sie schon vergessen hatte, während ihr die von Rodrigues noch genau im Ohr klang. Sie musste ihn wiedersehen, und sei es auch nur, um ihn reden zu hören. Je länger sie darüber nachdachte, umso weniger begriff sie, warum Amelia sich mit Rodrigues eingelassen hatte anstatt mit ihm. Sie war froh, dass sie nicht wusste, was Amelia und Guido miteinander gemacht hatten zu der Zeit, als sie die Gläser zerschlugen.
Als der Wecker klingelte, schlief sie nicht und dachte in der wohligen Wärme des Bettes an viele Dinge. Beim ersten Licht bedauerte sie, dass nun schon Winter war und man nicht mehr in der Sonne die schönen Farben sehen konnte. Wer weiß, ob Guido auch daran dachte, da er doch behauptete, die Farben seien alles. »Wie schön«, sagte Ginia und stand auf.
IX.
Am nächsten Tag um die Mittagszeit erschien Amelia bei ihr zu Hause, aber da sie gerade mit Severino bei Tisch saß, plauderten sie nur über Belanglosigkeiten. Als sie auf der Straße standen, sagte Amelia zu ihr, sie sei an diesem Morgen bei einer Malerin gewesen, die Arbeit für sie hätte. Warum Ginia nicht mitkomme. Diese blöde Kuh wolle ein Bild von zwei Frauen malen, die sich umarmten, und so könnten sie gemeinsam Modell stehen. »Warum malt sie sich nicht selber vor dem Spiegel?«, erwiderte Ginia. »Soll sie sich zum Malen etwa nackt ausziehen?«, fragte Amelia lachend.