Читать книгу Der Flug des Vogels онлайн | страница 5

Der Kaffee war merklich abgekühlt, aber er schmeckte trotzdem. Den Kuchen ließ ich erst einmal stehen, statt dessen zündete ich mir eine Zigarette an.

Das Café war angenehm. Die Wände, in dunklem Holz getäfelt, gaben dem Raum eine anheimelnde Atmosphäre. Die in die Decke eingelassenen Punktstrahler leuchteten ihn geschickt aus und nahmen nichts von der Wärme, die das Holz ausstrahlte. Die kleinen Tischchen mit ihrer weißen Marmorplatte gaben dem Ganzen Charakter. Ich drückte meine Zigarette aus und aß von dem Kuchen. Langsam begann ich, mich wohlzufühlen. Wäre ich allein gewesen, dann hätte ich vor Zufriedenheit aufgeseufzt, mich zurückgelehnt und die Augen zu einem kleinen Schläfchen geschlossen.

Denn ein solches Wohlgefühl stellte sich bei mir nicht allzu häufig ein, ich bin eher ein unausgeglichener Typ. Ganz selten fühle ich mich eins mit der Welt, dann allerdings gibt es kein Halten mehr, und ich koste das aus. Ich nenne das die seltenen Momente des Glücks, denn im Gegensatz zu vielen meiner Mitmenschen bin ich der Meinung, daß das Unglücklichsein der alltägliche Zustand des Menschen ist und nicht das Glücklichsein. Mithin lohnt es sich nicht, dem vermeintlichen Glück jeden Tag aufs neue nachzurennen, weil man das Glück sowieso nicht einfangen kann, schon gar nicht auf Dauer. Alltag und Glück sind ein stetig wirkender Widerspruch, der nur für Momente aufgehoben werden kann. Durch die seltenen Momente des Glücks. Und erst wer diesen Mechanismus kapiert hat, hat überhaupt eine Chance, das Glück zu genießen. Denn wer das nicht begreift, wird sich darin verzehren, das Unmögliche möglich zu machen, wird über der Suche nach dem permanenten Glück, die Fähigkeit, Glück zu erleben, verlieren. Wer die Sterne unbedingt besitzen muß, kann sich über ihren Glanz nicht freuen.

Und ich fühlte mich wohl. Der Tag hatte in aller Ruhe für mich begonnen, obgleich mich das Läuten des Telefons aus dem Schlaf holte. Aber bis ich endlich den Hörer erwischt und aufgenommen hatte, hatte es der Anrufer aufgegeben und aufgelegt. Ich fühlte mich nicht gestört, sondern drehte mich wohlig im Bett und genoß die Wärme. Der Spalt zwischen Rollo und Wand zeigte mir das verwaschene Grau des Tages, und ich entschloß mich, in die Küche zu tappen und mir einen Kaffee zu kochen. Ich stellte das Tablett in mein Bett und kroch wieder unter die warme Decke. Der Radiowecker schaltete sich ein, und ein trauriges Lied von der Liebe erklang. Ich hatte am Abend zuvor vergessen, die Aus-Taste zu drücken. Die Morgenzigarette rundete das sich in mir ausbreitende Wohlbehagen ab, und ich verlor mich darüber, wie ich den Tag gestalten sollte. Bis in den Januar hinein hatte ich nun frei. Ich hatte alle Aufträge erledigt, selbst der größte Brocken, eine Serie über Versicherungsbetrügereien, war erledigt worden. Termingerecht.


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