Читать книгу Der Flug des Vogels онлайн | страница 8

»Nein«, sagte ich.

»Sie kennen sich?« fragte Frau Beininger.

»Nein«, sagte ich und blickte der entschwindenden jungen Frau nach.

»Ach, es hatte den Anschein.«

Sie zündete sich eine Zigarette an. Ich fand, sie sah atemberaubend aus. Vielleicht .45 Jahre alt, mit einem Gesicht, das schon manches erlebt hatte. In ihre Jeans, die von einem mit viel Silber beschlagenen Gürtel gehalten wurde, hatte sie mit lässiger Eleganz eine weit geschnittene Seidenbluse gesteckt. Alles, was sie trug, war teuer. Aber eben nicht nur. Die Frau hatte Geschmack.

Ihre Nase war sicherlich einen Tick zu lang, aber was machte das schon aus, wenn man solche Lippen hatte? Sie sah mich belustigt an und fragte: »Zufrieden?«

Statt zu antworten, zündete ich mir eine Zigarette an. Sie lächelte.

»Unser gemeinsamer Freund tat sehr geheimnisvoll, als er mich um dieses Treffen bat«, sagte ich.

»Ach, der gute Klaus«, sagte sie, aber ihr Lächeln erstarb.

Ihre grauen Augen musterten mich, und ich spürte, daß diese Frau vor innerer Anspannung fast zitterte. Ihr Gesicht näherte sich meinem, und ein angenehmer Duft kitzelte mich in meiner Nase. »Ich habe Angst«, sagte sie und blickte auf ihre Uhr.

»Warum?«

»Ich soll ermordet werden.«

Sie senkte den Blick, legte ihre Zigarette in den Aschenbecher und begann, in ihrer Tasche zu wühlen. Endlich hatte sie gefunden, was sie suchte. Sie reichte mir einen Briefumschlag. Er war unbeschrieben. Keine Adresse und kein Absender. Ich drehte den Umschlag in meiner Hand: »Ist der Brief per Bote gekommen?«

Mein Lächeln mißglückte.

»Nein, er klemmte vor einigen Tagen hinter dem Scheibenwischer meines Wagens.« Wieder sah sie auf ihre Uhr. Die Frau war nervös.

Der Briefumschlag war so gewöhnlich, daß es schon gleich war, ob er in Tsien Fu oder Oberammergau gekauft worden war. Überall auf der Welt konnte man einen solchen Briefumschlag kaufen. In gewisser Weise war auch der Inhalt des Briefes gewöhnlich, aber eben doch ein wenig anders.

»Liebe Vera«, hatte da nämlich einer akribisch aus Zeitungsschnipseln zusammengesetzt, »ich glaube, du mußt bald sterben!«


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