Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 64
Er und Rodrigues unterhielten sich lachend. Ginia dachte: »Wäre doch Amelia da. Ich täte so, als wollte ich zu ihr.« Erst als sie sich in Erinnerung rief, dass sie ihm das Atelier geputzt hatte, konnte sie sich entschließen hineinzugehen.
Sie stand noch an der Tür, als Guido sie sah, und da trat sie auf ihn zu, als sei sie zufällig gekommen. Noch nie hatte Guido sie so eingeschüchtert wie in diesem Augenblick. Mitten zwischen all den Leuten streckte Guido ihr die Hand entgegen, während er, zu Rodrigues gewandt, weitersprach.
Sie sagten fast nichts zueinander. Guido hatte es eiliger als sie, weil jemand auf ihn wartete. Er ermunterte sie mit einem Lächeln, fragte: »Geht es dir gut?«, und rief, schon an der Tür: »Auf Wiedersehen!«
Töricht lächelnd lief Ginia zur Straßenbahn. Da nahm plötzlich jemand ihren Arm, und eine Stimme, Guidos Stimme, flüsterte ihr ins Ohr: »Ginetta!«
Sie blieben stehen, und Ginia hatte Tränen in den Augen. »Wo wolltest du hin?«, fragte Guido. – »Nach Hause.« – »Ohne mich zu begrüßen?« Guido drückte ihren Arm und sah sie mit seinen unwiderstehlichen Augen an. »Oh, Guido«, sagte Ginia, »ich habe so auf dich gewartet.«
Wortlos kehrten sie auf das Trottoir zurück, dann sagte Guido: »Geh jetzt nach Hause, und bitte nicht weinen, wenn du mich besuchen kommst.« – »Heute Abend?« – »Heute Abend.«
An jenem Abend wusch Ginia sich extra für Guido, bevor sie das Haus verließ. Sie fühlte, wie ihre Knie weich wurden, wenn sie an ihn dachte. Geplagt von tausend Ängsten stieg sie die Treppe hinauf. An der Tür zögerte sie, lauschte: Das Licht brannte, und niemand sprach. Da hustete sie, wie sie es schon einmal getan hatte, aber nichts rührte sich, und Ginia beschloss zu klopfen.
XV.
Guido öffnete ihr lachend, und aus dem Hintergrund fragte eine Mädchenstimme: »Wer ist da?« Guido reichte ihr die Hand und forderte sie auf hereinzukommen.
In dem bleichen Licht, neben dem Vorhang, zog sich ein Mädchen den Regenmantel an. Sie trug keinen Hut und betrachtete Ginia von oben herab, als wäre sie die Hausherrin.