Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 67

Aber Ginia war nicht dumm, sie wusste, dass alle Mädchen so reden. Auch Rosa, damals, als sie sich umbringen wollte. Der einzige Unterschied war, dass Rosa in den Wiesen Liebe machte und nicht wusste, wie schön es war, mit Guido zu plaudern und mit ihm zusammen zu sein.

Und doch wäre es mit Guido auch in den Wiesen schön gewesen. Ginia dachte ständig daran. Sie verfluchte den Schnee und die große Kälte, die es verhinderten, und malte sich, benommen vor Verlangen, den nächsten Sommer aus, wenn sie auf den Hügel wandern, nachts spazieren gehen, die großen Fenster öffnen würden. Guido hatte zu ihr gesagt: »Du musst mich auf dem Land erleben. Nur da male ich. Kein Mädchen ist so schön wie ein Hügel.« Ginia freute sich, dass Guido nicht das Modell genommen hatte, sondern ein Bild malen wollte, das ganz rund um ein Zimmer laufen sollte, wie ein Schlitz in der Wand, durch den man von allen Seiten Hügel und hellen Himmel sah. Damit befasste er sich schon, als er Soldat war, und jetzt hantierte er den ganzen Tag mit Papierstreifen und bedeckte sie mit Pinselstrichen, die aber noch nichts darstellten und nur Versuche waren. Eines Tages sagte er zu Ginia: »Ich kenne dich noch nicht gut genug, um dich zu porträtieren. Warten wir noch.«

Rodrigues begegnete sie fast nie, denn wenn Ginia vor dem Abendessen ins Atelier kam, war er schon ins Café gegangen. Stattdessen tauchten andere Leute auf, um den Abend mit Guido zu verbringen – auch Frauen, denn einmal sah Ginia eine Zigarettenkippe mit Lippenstiftspuren –, und daraufhin sagte sie, um ihm zu schmeicheln, sie habe Angst, ihn zu stören, und fühle sich von diesen Leuten eingeschüchtert. Sie schlug Guido vor, er solle die Tür offen lassen, wenn er allein war und Lust hatte, sie zu sehen. »Ich würde immer kommen, Guido«, erklärte sie ihm, »aber ich verstehe, dass du dein Leben hast. Ich will, dass wir allein sind, wenn wir uns treffen, und du darfst mich nie als Belastung empfinden.« Ihm solche Dinge zu sagen, bereitete Ginia eine so heftige Freude, wie wenn sie sich umarmten. Aber als sie die Tür zum ersten Mal verschlossen fand, konnte sie sich nicht zurückhalten und klopfte, mit flatterndem Herzen.


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