Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 66
Dann merkte sie, dass Guido schlief, und es schien ihr unmöglich, dass man so umschlungen schlafen könne, deshalb rückte sie vorsichtig von ihm ab und fand einen kühlen Platz, der sie aber unruhig machte, weil sie spürte, dass sie nackt war und allein. Wieder überfielen sie Ekel und Qual, wie damals als Kind, wenn sie sich wusch. Und sie fragte sich, warum Guido mit ihr schlief, und dachte an morgen, dachte an all die Tage, die sie gewartet hatte, und ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie leise weinte, damit Guido sie nicht hörte.
Im Dunkeln zogen sie sich wieder an, und Ginia fragte plötzlich, wer dieses Modell sei.
»Sie ist ein armes Ding, der man erzählt hat, dass ich zurück bin.«
»Ist sie schön?«, fragte Ginia.
»Hast du das nicht gesehen?«
»Aber wie kann man bei dieser Kälte Modell stehen?«
»Ihr Mädchen friert doch nicht«, sagte Guido, »ihr seid dafür geschaffen, nackt zu sein.«
»Ich könnte das nicht aushalten«, sagte Ginia.
»Heute Abend hast du es ausgehalten.«
Im Licht blickte Guido sie lächelnd an. »Zufrieden?«, fragte er sie. Sie setzten sich nebeneinander aufs Sofa, und Ginia lehnte den Kopf an seine Schulter, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. »Ich habe solche Angst«, sagte sie, »dass du mich nicht lieb hast.«
Dann machten sie Tee, und Guido blieb sitzen und rauchte, während sie im Zimmer herumlief. »Ich lass dir doch deinen Willen, scheint mir. Heute habe ich sogar Rodrigues den ganzen Abend weggeschickt.«
»Kommt er bald?«, fragte Ginia.
»Er hat keinen Schlüssel. Ich hole ihn unten ab.«
So trennten sie sich am Tor, weil Ginia Rodrigues nicht begegnen wollte. Niedergeschlagen fuhr sie mit der Straßenbahn nach Hause und dachte an nichts mehr.
So begann ihr wahres Leben als Verliebte, denn jetzt, da sie und Guido sich nackt gesehen hatten, schien ihr alles anders zu sein. Jetzt war es wirklich, als sei sie verheiratet, und auch wenn sie allein war, brauchte sie nur daran zu denken, wie seine Augen auf ihr geruht hatten, um sich nicht mehr allein zu fühlen. »Heiraten bedeutet genau das.« Wer weiß, ob ihre Mutter es auch so gemacht hatte wie sie beide. Doch sie hielt es für unmöglich, dass andere auf der Welt ebenso viel Mut aufgebracht hatten. Keine Frau, kein Mädchen konnte einen Mann nackt gesehen haben wie sie Guido. So etwas konnte nicht zweimal geschehen.