Читать книгу Factory Town онлайн | страница 8
Ich spürte die altbekannte Wut in mir aufsteigen, aber ich hielt mich zurück. Sie ist hier, sagte ich. In dieser Stadt. Meine Quellen –
Scheiß auf deine Quellen!
Das Gebrüll nebenan wurde immer lauter, und gleich darauf zerschellten Flaschen, eine nach der anderen.
Du dummer kleiner Knilch, sagte sie, und Schnaps und Speichel troffen aus ihrem dreckigen Maul. Weißt du denn nicht, wo du bist? Das hier ist eine Stadt der Sünde, der Trauer, des Hasses. Jeder hier trägt irgendeine Schuld, jeder Einzelne von uns. Jeder hier fürchtet sich zu reden. Kapierst du das, Mr. Carver? Millionen von dreckigen Geheimnissen sind hier unter dem Müll und Schutt vergraben. Du willst darin rumwühlen? Na, dann viel Spaß beim Schippen. In den Leichen findest du sicher noch ein paar Herzen, die schlagen …
Draußen prasselte der Regen auf den Asphalt, es blitzte, donnerte aber nicht. Ich hatte genug von ihr. Ich erhob mich und wollte aus dem Zimmer stürmen, aber plötzlich drehte sich der ganze Raum, und die einzelne Glühbirne fiel auf den Boden und platzte. Die Hure stand lachend vor mir. Mit einem energischen Ruck riss sie sich den Rock vom Leib und wackelte mit den Hüften, dann steckte sie sich die Finger in die Möse, einen nach dem anderen, ganz langsam und systematisch. Sie widerte mich an, aber ich sah zu, wie ihre ganze Hand darin verschwand, und dann begann sie mit der anderen Hand …
Ihre zerfressenen Lippen formten sich zu einem Schmollmund, und sie sagte: Und was jetzt, Mr. Carver? Wen wirst du jetzt lieben?
Plötzlich stand alles wieder still, und ich drängte mich an der Hure vorbei, um die Tür mit der Schulter aufzudrücken. Das Foto war noch in meiner Hand, nur inzwischen stark zerknittert. Als ich durch den Korridor taumelte, hörte ich das Lachen der Hure hinter mir über das Linoleum hallen …
Der Korridor war dunkel und furchtbar, überall lagen tote Vögel auf dem Boden, Dutzende Vögel, und noch schlimmer war, dass manche noch lebten und schwach mit den Flügeln schlugen, davonfliegen wollten, aber nicht mehr konnten. Die Wände waren mit Graffiti übersät, eine Flut gewalttätiger Botschaften sprang mich an. An der Decke die detailreiche Wandmalerei einer jungen Frau mit ernster Miene, die in kleinen Teilen und Bröckchen wie Konfetti zu Boden fiel.