Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 17

Bei besagter Lady verweilten die Gedanken von Varg jetzt, da er den Bierschlauch, aus dem er soeben einen kleinen Schluck genommen hatte, auf einen niedrigen Hocker neben seinem altem Schreibtisch aus Eisenholz legte. Das taten sie dieser Tage nicht mehr so oft wie noch vor zwei oder drei Jahren, was ein Segen war.

Dass die Zeit alle Wunden heilte, war das Gewäsch von Narren. Man gewöhnte sich jedoch an den Schmerz, genau wie bei alten Narben, die man in der Schlacht davontrug. Damit mochte es auch zusammenhängen, dass er nur noch einen Schlauch Bier über den Tag hinweg leerte. In der Zeit nach ihrem Tod war es nicht bei einem geblieben, oft nicht einmal bei zwei oder drei, und damals war es statt Gerstensaft schwerer norselunder Met gewesen. Aus jenen Tagen stammten auch die gut zwanzig Pfund überflüssigen Fettes, die er fünf Jahre zuvor noch nicht mit sich herumgetragen hatte. Aber er zählte fast vierzig Winter und es gab schlimmere Gebrechen, die einem Mann dieses Alters widerfahren konnten. Der Jarl erhob sich von dem gepolsterten Lehnstuhl und ging zu der metallbeschlagenen Eisenholztür des Arbeitszimmers. Dort nahm er den Mantel von einem Haken und zog ihn über. Das dicke Leder war schwarz geölt und mit dunkelgrauem Klabauterfell gefüttert. Ein knöchellanges Bollwerk gegen die eisige Kälte seiner Heimat. Während er sich ankleidete, ließ er die Gedanken für eine Weile bei der verlorenen Liebe verweilen.

Trauer und Schmerz verblassten mit den Jahren. Das war eine der wenigen Gnaden der Götter, die vermutlich nicht existierten. Lifas Bild hingegen tat das nicht, noch nicht jedenfalls. Er dachte seltener an sie, aber wenn er es tat, war ihre Erscheinung so klar, als stünde sie leibhaftig und lebendig vor ihm. Nur einen Kopf kleiner als er, mit sommersprossiger, milchweißer Haut, lohfarbenem gelocktem Haar und ebensolchen stahlgrauen Augen wie den seinen, war sie eine klassische Nordlandschönheit gewesen. Ihre neugeborene Tochter hatte einen winzigen Schopf flaumigen Haares derselben Farbe gehabt. Man hatte es zwischen dem ganzen Blut kurz sehen können, als sie aus dem toten Leib ihrer verbluteten Mutter gezogen worden war. Auch die Kleine hatte wenige Minuten später aufgehört zu atmen. Der Jarl schloss den Mantel und schüttelte die alten Bilder ab. Das fiel ihm heute, vier Jahre nach dem Tod seiner Familie, bereits erschreckend leicht.


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