Читать книгу Das Tagebuch der Jenna Blue онлайн | страница 4

Doch ich bleibe, wo ich bin.

Scarletts Stuhl kippt zurück. Sie erhebt sich. Selbst das ist inszeniert, der Hüftschwung zu ausladend, die Dehnung des Oberkörpers zu gewollt. Jeder kann ihre Brüste sehen. Rund und fest zeichnen sie sich unter dem dünnen Baumwollstoff ab. Sie trägt keinen BH, sie behauptet, er enge sie ein. Sie nennt es feministisch, dabei bin ich mir sicher, dass sie es einzig und allein deswegen tut, weil es ihr Gegenüber irritiert. Sie hat gern die Kontrolle – und jemand, der ständig auf ihren Busen schielt, ist ihr per se unterlegen.

»Aufgepasst«, ruft sie, dabei ist ihr jegliche Aufmerksamkeit gewiss. »Die Party beginnt um acht. Ihr seid alle willkommen! Bringt mit, was ihr tragen könnt.«

Natürlich meint sie Alkohol – und natürlich lädt sie weder mich noch zu uns nach Hause ein. Die Party findet wie üblich im Bootshaus statt, nur dass diesmal alle willkommen sind. Wirklich alle? Ich erwarte Protest. Von irgendjemandem. Doch was folgt, ist tosender Applaus. Maria hat es längst vom Stuhl gerissen.

»Hast du gehört, Jenna? Eine Party im Bootshaus! Wie abgefahren ist das denn?«

»Abgefahren«, echoe ich dumpf – da trifft mich Scarletts Blick. Instinktiv sehe ich über die Schulter, doch da ist niemand. Ihr Lächeln wirkt anders, als ich zurückblicke, irgendwie fragil; ein Wort, das so gar nicht zu ihr passen will.


Man könnte meinen, wir wären uns ähnlich, immerhin wurden wir beide verlassen. Doch obwohl in uns dieselbe Wunde schwärt, gehen wir unterschiedlich damit um. Wir sind Schwestern, die tief fielen, doch während eine auf Gold stieß, fand die andere nur Pech.

Scarlett ist erblüht, ich bin verstummt.


Als es klingelt, kennt Marias Euphorie keine Grenzen mehr. Sie schwebt auf Wolke sieben den Flur entlang, mit mir als drohendem Gewitter im Schlepptau.

»Ich brauche das Kleid, Jenna! Es passt perfekt zu den Chucks, für die ich so lange gespart habe.«

Seltsamerweise überlagert sich die Erinnerung an das Kleid mit der an die Reißzwecke, in die ich heute Morgen getreten bin. Es ist ein dumpfes, irgendwie drückendes Gefühl.


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