Читать книгу Das Tagebuch der Jenna Blue онлайн | страница 34

Wir kauften es an einem warmen Frühlingstag, hievten es in den Kofferraum und klappten die Rückbank um, damit es hineinpasste; ich durfte vorn neben Papa sitzen, das Fenster bis zum Anschlag hinabgekurbelt und das Radio voll aufgedreht, während der Wind an meinen Haaren zog und die Sonne mit uns um die Wette strahlte.

Ich strecke die Hand aus und berühre das Holz – da flackert das Licht. Es ist nur ein kurzer Moment, den die Dunkelheit nach mir greift, doch mein Herz explodiert.

Ich bin nicht allein.

Wie gelähmt stehe ich da, überwältigt von dem Gefühl, dass da jemand ist. Bei mir. Dabei ist es unmöglich. Die Hütte ist winzig und Menschen sind groß. Vorsichtshalber spähe ich unter die Werkbank und die Plane, doch dort liegen nur weitere Kisten und ein bis zur Unkenntlichkeit verstaubter Koffer nebst Säcken voll Blumenerde.

Kein Mensch.

Kein Landstreicher.

Kein Einbrecher.

Kein Mörder.

Kein Psychopath.

Wer sollte sich auch in einem alten, muffigen Werkzeugschuppen verstecken?

Niemand, flüstere ich mir in Gedanken zu.

Es ist albern. Ich bin albern. Meine Angst ist irrational. Ich bin allein. Trotzdem schaudere ich, als der Windzug sich verstärkt und flüsternd um meine Schultern streicht. Die Tür im Blick schiebe ich mich rückwärts durch den Raum. Scarlett hätte ihre reinste Freude daran, mich so zu sehen. Paradoxerweise stärkt mich der Gedanke an sie. Er entflammt etwas in mir, das die Anspannung übertüncht.

Guter alter Zorn, mächtiger als Furcht.

Erneut flackert das Licht – und der Zorn erlischt wie das sepiagelbe Leuchten. Ich bin allein, da ist niemand, beruhige ich mich. Da rieche ich die Melisse. Kein Laut kommt über meine Lippen, als sich aus der Ahnung das Geräusch von Schritten schält. Ich halte die Luft an, als sich die Tür der Werkstatt verdunkelt – schwarz auf schwarz; ich sehe nichts, doch ich spüre die Anwesenheit des anderen mit jeder Faser meines Körpers. Ich weiß, er ist da.

Er oder sie oder Schlimmeres.

Es klickt, als der Lichtschalter betätigt wird; doch es bleibt dunkel. Die Zeit hat über den Draht gesiegt, wie sie auch mich zu besiegen droht. Ich stehe mucksmäuschenstill, die Tonscherben knirschen, die Folie knistert. Wer auch immer da ist, kommt auf mich zu; der Melissenduft verrät seine Nähe, er verrät – auch mich?


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