Читать книгу Das Tagebuch der Jenna Blue онлайн | страница 35

Meine Hände zittern so stark, dass ich sie balle.

Hört er das Knacken? Spürt er das Zucken?

Ein dumpfer Aufprall, ein tonloses Ächzen, die Gießkannen klirren. Er hat sich den Kopf gestoßen. Erneut die Folie, gefolgt von den Tonscherben, diesmal so laut, als spielte es keine Rolle, ob andere es hörten. Dann ist er fort, entweicht in die Nacht gleich einem lautlosen Seufzen. In Gedanken folge ich ihm durch den Borretsch und die Minze, vorbei an dem Steinhügel und durch die Pforte zwischen den Holundersträuchern, raus auf die sumpfige Wiese.

Fünf Schritte, sieben, dann zehn.

Ich ringe um Atem, verschlucke mich just am Staub und stürze auf die Knie. Wer zur Hölle war das?

Papa hat in den letzten Jahren kaum den Hof betreten und Anna fürchtet die Dunkelheit, weshalb sie stets eine Taschenlampe bei sich trägt. Doch wenn es weder Papa noch Anna war, wer dann? Scarlett ist fort, niemand sonst hat Zutritt zu unserem Grundstück.

Ein Landstreicher? Gibt es die hier überhaupt?

Ich kauere am Boden und lausche mit weit aufgerissenen Augen in die Nacht hinaus, auf Schritte im Kies oder das verräterische Quietschen der Pforte. Doch es bleibt still – für Minuten oder gar Stunden. Dunkelheit besitzt eine eigenwillige Zeit, Furcht hingegen kennt gar keine. Ich bin hellwach, aber unfähig zu fliehen. Ich spüre den Raum, die Töpfe und Kisten, die Nähe der Wände und Decke über mir. Ich schmecke den Staub und die aufgewühlte Erde. Ich glaube sogar, den Duft des Weines zu riechen. Bloß meinen Körper spüre ich nicht, als hätte er mich abgestoßen.

Als ich es endlich schaffe, die Fäuste zu lösen, kribbelt meine Haut vor Hochspannung. Ich stütze mich am Weinfass ab und stemme mich hoch. Ich brauche die Leiter. Ohne sie war alles vergebens. Der erste Stab, den ich ertaste, gehört zu einem Rechen, der zweite einem Spaten; dann finde ich Sprossen. Die Leiter misst keine zwei Meter, trotzdem streift sie die Gießkannen. Ich bleibe in der Plastikfolie hängen und stürze. Die Tontöpfe ergießen sich lawinenartig über mich. Überall sind Splitter, die Luft ist staubdick. Doch ich gebe nicht auf, kämpfe mich vorwärts.


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