Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 57
Stattdessen ging sie ins Café und traf Amelia. »Wie war es am Sonntag?«, fragte sie sie. Amelia, die rauchte, lächelte nicht einmal und erwiderte langsam: »Gut.« – »Hat er dich nach Hause gefahren?« – »Natürlich«, sagte Amelia.
Dann fragte sie: »Warum bist du weggelaufen?«
»War er beleidigt?«
»Ach was«, sagte Amelia und blickte sie starr an. »Er hat nur gesagt: Sehr witzig, die Kleine. Warum bist du weggelaufen?«
Ginia fühlte, wie sie errötete: »Hör zu, er war lächerlich mit diesem Monokel.«
»Dumme Gans«, sagte Amelia.
»Und Rodrigues?«
»Er ist gerade fort.«
Sie schlenderten zusammen nach Hause, und Amelia sagte: »Heute Abend besuche ich dich.«
An jenem Abend sprach keine davon, auszugehen. Als Ginia mit dem Abspülen fertig war, setzte sie sich auf den Rand des Sofas, auf dem Amelia sich ausgestreckt hatte.
Eine Weile schwiegen sie, dann flüsterte Amelia mit ihrer rauen Stimme: »Sehr witzig, die Kleine.« Ginia schüttelte den Kopf und blickte zur anderen Seite. Amelia streckte den Arm aus und berührte ihre Haare. »Lass mich«, sagte Ginia.
Mit einem tiefen Seufzer stützte sich Amelia auf den Ellbogen.
»Ich bin in dich verliebt«, sagte sie heiser. Da drehte Ginia sich ruckartig zu ihr um. »Aber ich kann dir keinen Kuss geben. Ich habe Syphilis.«
XIII.
»Weißt du, was das ist?«
Wortlos bejahte Ginia die Frage mit den Augen.
»Ich wusste es nämlich nicht.«
»Wer hat es dir gesagt?«
»Hörst du nicht, wie ich spreche?«, fragte Amelia mit erstickter Stimme.
»Kommt das nicht vom Rauchen?«
»Das dachte ich auch«, sagte Amelia. »Aber der gute Mann vom Sonntag war Arzt. Schau.« Sie riss sich die Bluse auf und holte eine Brust heraus. Ginia sagte: »Das glaube ich nicht.«
Die Brust zwischen den Fingern, hob Amelia den Blick und sah sie an: »Dann küss mich hier«, sagte sie langsam, »hier, wo die Entzündung ist.« Einen Moment lang starrten sie sich an, dann schloss Ginia die Augen und beugte sich über die Brust.
»O nein«, sagte Amelia, »ich hab’ dich ja schon einmal geküsst.«
Ginia merkte, dass sie schweißgebadet war, lächelte töricht und wurde feuerrot. Amelia schaute sie wortlos an.