Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 29

Ab und zu betrat jemand das Haus oder kam heraus und betrachtete sie im Vorübergehen. Ginia begann, verzweifelt auf und ab zu laufen, vor allem auch, weil auf der Straßenseite gegenüber ein Metzgergeselle am Türrahmen lehnte und sie hämisch anstarrte. Sie überlegte, ob sie die Portiersfrau fragen sollte, wo das Atelier war, doch nun konnte sie ebenso gut auf Amelia warten. Es war beinahe Mittag.

Am schlimmsten war, dass sie für diesen Nachmittag keine Verabredung mit Amelia hatte, sie würde ihn also allein herumbringen müssen. »Alles, alles geht mir schief«, dachte sie. In diesem Augenblick erschien Rodrigues im Haustor und winkte ihr.

»Amelia ist oben«, sagte er unbekümmert, »sie sagt, Sie sollen raufkommen.«

Wortlos stieg Ginia mit ihm hinauf. Es war tatsächlich die letzte Tür, hinter der kein Mucks zu hören gewesen war. Amelia, auf dem Sofa, rauchte, als säße sie im Café. »Warum bist du nicht raufgekommen?«, fragte sie sofort ganz ruhig. Ginia schimpfte sie eine blöde Gans, aber Amelia und Rodrigues sagten so überzeugt, sie hätte doch heraufkommen sollen, dass es unmöglich war zu streiten. Und sie konnte auch nicht herausschreien, dass sie an der Tür gelauscht hatte, denn das wäre noch schlimmer gewesen. Doch es genügte zu sehen, wie still die beiden waren, um zu begreifen, dass das Sofa bestimmt etwas zu erzählen gehabt hätte. »Sie halten mich wohl für blöd«, dachte Ginia und versuchte zu erkennen, ob Amelias Haar zerzaust war und was ihr Rodrigues’ Augen verrieten.

Amelias Hut – der mit dem Schleier – lag hingeworfen auf dem Tisch, und Rodrigues stand mit dem Rücken zum Fenster und fixierte ihn mit ironischem Blick.

»Wer weiß, ob Ginia der Schleier steht«, sagte Amelia aus heiterem Himmel.

Ginia schnitt eine Grimasse, und ohne sich zu rühren, begann sie, die kleinen Bilder über Amelias Kopf zu betrachten. Aber diese armseligen Farben interessierten sie nicht mehr. Sie schnupperte und erkannte in dem kalten Mief Amelias Parfüm. Sie konnte sich nicht erinnern, wonach das Zimmer beim letzten Mal gerochen hatte.


Представленный фрагмент книги размещен по согласованию с распространителем легального контента ООО "ЛитРес" (не более 15% исходного текста). Если вы считаете, что размещение материала нарушает ваши или чьи-либо права, то сообщите нам об этом.