Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 24

Eines Abends gingen sie ohne ein bestimmtes Ziel zusammen aus. Sie bummelten ein wenig, dann begann es zu regnen, und sie suchten Schutz in einem Hauseingang. Es war kalt, vor allem wenn man mit nassen Strümpfen herumstand. Amelia hatte gesagt: »Wenn Guido zu Hause ist, könnten wir zu ihm gehen, willst du?« – »Wer ist Guido?« Amelia hatte die Nase vorgestreckt und den Hals verrenkt, um zu den Fenstern am Haus gegenüber hinaufzuspähen. »Es brennt Licht; gehen wir, dann sind wir im Trockenen.« Sie waren mindestens sechs Stockwerke hinaufgestiegen und beim Dachgeschoss angelangt, als Amelia keuchend stehenblieb und sagte: »Hast du Angst?«

»Wieso Angst?«, fragte Ginia. »Kennst du ihn nicht?«

Als sie an die Tür klopften, hörten sie Gelächter im Zimmer, ein halblautes, unangenehmes Lachen, das Ginia an Rodrigues erinnerte. Sie hörten Schritte, die Tür öffnete sich, aber man sah niemanden. »Dürfen wir reinkommen?«, fragte Amelia, indem sie eintrat.

Auf einem Sofa an der Wand, unter einem grellen Licht, lümmelte tatsächlich Rodrigues. Aber daneben stand noch einer, ein Soldat in Hemdsärmeln, blond und verdreckt, der sie lachend ansah. Ginia kniff die Augen zusammen in dem Licht, es schien eine Karbidlampe zu sein. Kleine Bilder und Vorhänge bedeckten drei Wände; die vierte bestand nur aus Fenster.

Halb ernst, halb lachend sagte Amelia zu Rodrigues: »Sie sind wohl überall?« Er winkte ihr zu und brummte: »Die zweite heißt Ginia, Guido.« Da reichte der Soldat auch ihr die Hand, während er sie unverschämt lächelnd musterte.

Ginia begriff, dass sie sich ganz unbefangen geben musste, und begann, über Amelias und Guidos Köpfe hinweg die Bilder an den Wänden zu betrachten. Es schienen Landschaften mit Bäumen und Bergen zu sein, und dazwischen erkannte sie undeutlich einige Porträts. Aber die Lampe, wie in noch nicht ganz fertigen Wohnungen ohne Schirm aufgehängt, blendete, ohne Licht zu geben. Ginia sah aber doch, dass es hier nicht so viele Vorhänge gab wie bei Barbetta, sondern nur einen – einen langen roten –, der das Zimmer hinten abschloss, und sie begriff, dass es dahinter noch einen Raum geben musste.


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