Читать книгу Factory Town онлайн | страница 28

Dann hörten die Schreie auf. Plötzlich war es vollkommen still. Ich verlangsamte meine Schritte, ging aber weiter, um die bedrohte Frau zu finden. War sie so übel zugerichtet worden, dass sie nicht mehr schreien konnte? Ich drehte mich wieder um. Die vielen Leute, die eben noch an der Wand gelehnt hatten, waren auf einmal verschwunden, entweder ein Stockwerk tiefer oder in eines der angrenzenden Zimmer gegangen. Ich war allein. Als ich weiterging, bemerkte ich aus dem Augenwinkel ein Foto an der Wand. Ein Junge, sechs oder sieben Jahre alt, der ein verächtliches Gesicht schnitt. Hinter dem Jungen waren eine Schaukel aus Metall und ein Meer aus Gras zu sehen, ein unendliches Meer aus Gras. Und der Junge auf dem Bild war ich.

Ich konnte mich nicht erinnern, wo und wann dieses Foto aufgenommen worden war, aber das Foto selbst kannte ich. Mein Blick glitt über die restliche Wand. Weitere Bilder von mir und meiner Familie. Als ich den Kopf in den Nacken legte, sah ich an der Decke die wohlvertrauten Fliesen mit Blumenmuster. Jetzt wurde mir klar, dass ich im Haus meiner Kindheit war. Ich hatte es nicht erkannt, weil es in einem so desolaten Zustand war, aber inzwischen sah ich immer klarer, und weitere Erinnerungen stellten sich ein. Wie ich stundenlang mit meinen heiß geliebten Superheldenfiguren spielte, die ich die Wände hochklettern ließ, um alles Böse um uns zu vernichten. Wie ich in der Kinderzimmerecke saß und Abenteuergeschichten schrieb und mit meinen Buntstiftstummeln illustrierte. Wie ich meine geliebten Comics las: Spiderman, Batman, Superman, die Fantastischen Vier und … So viele Stunden allein. Weil meine Mutter krank war. Weil mein Vater … Neuerliche Schreie rissen mich aus meinen Gedanken.

Sie kamen aus dem Zimmer direkt vor mir. Lauter als zuvor. Und zwischen den Schreien und dem Japsen nach Luft Rufe um Hilfe, Hilfe. Ich wollte den Türknauf drehen, aber die Tür war abgesperrt. Ich klopfte dagegen, immer fester und lauter, bis meine Hände schmerzten. Keine Antwort, nur weitere Schreie. Eines war klar: Außer mir würde niemand dieser Frau helfen. Sie würden sie sogar sterben lassen. Ich begann, gegen die Tür zu treten, doch sie war massiv und gab nicht nach. Ich fühlte mich hilflos. Wieder trat ich gegen die Tür, schlug mit den Fäusten dagegen und schrie: Ist da drin alles okay? Halten Sie durch, verstehen Sie?


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