Читать книгу Factory Town онлайн | страница 22

Vor meinen Augen spielten sich seltsame Szenen ab. Ich sah schöne junge Frauen, die aus einer Getränkedose Kinnikinnick rauchten. Ich sah zwei alte Männer, die sich Scopolamin in den mit einem Gürtel abgebundenen Arm spritzten. Ich sah, wie ein Transvestit einem Zwerg den Schwanz lutschte, ein religiöser Fanatiker Glas zerkaute, ein Schwertschlucker aus dem Mund blutete. Bücher, die auf einem improvisierten Scheiterhaufen in orange Flammen aufgingen, anstößige Bilder, die mit einem rostigen Nagel zerfetzt, Geigen, die mit einem Schlagstock zertrümmert wurden. Ich sah, wie in die Augen aller Anwesenden Wahnsinn trat: bei dem Mann mit hundert Piercings, bei der Frau mit dem Totenschädelgesicht, bei dem Mädchen mit dem gehetzten Lächeln usw. usw. Ich sah Hemmungslosigkeit, Hunger und Verzweiflung. Ich sah menschlichen Verfall.

Ich war verloren, verloren, immer schon verloren.

Charlie Gardner kam hinter einem Vorhang hervor, als hätte er sein ganzes Leben dahinter zugebracht, und sagte: Da gibt’s ein paar Leute, die solltest du kennenlernen. Sie warten schon auf dich.

Auf mich wartete jemand? Das war unmöglich. Hier kannte mich niemand. Ich war fremd.

Ich folgte Charlie eine gewundene Treppe hinauf, die von Zechern und Lüstlingen bevölkert war. Manche deuteten lachend mit dem Finger auf mich. Andere schüttelten nur seufzend den Kopf. Es gab kaum genug Platz auf den Stufen, immer wieder trat ich auf fremde Füße, stieß gegen Knie oder warf Getränke um.

Als wir endlich oben waren, schloss Charlie hinter mir die Tür. Plötzlich war es ganz still, das Geschrei, das Lachen und die Musik waren verstummt. Wir gingen durch einen langen Gang. Von der Decke troff Wasser. Eine Tür wurde aufgerissen, und eine Frau taumelte aus dem Zimmer. Sie hatte kurze, ungekämmte schwarze Haare, ihr vom Wind rissiges Gesicht war voll Häme. Sie trug ein kurzes, völlig zerschlissenes Blumenkleid und hatte nur noch einen ihrer hochhackigen Schuhe an. Neben ihr ging ein junger Mann in einem noch desolateren Zustand. Er war barfuß und mit nacktem Oberkörper, und über sein Gesicht hingen lange, dreckstarrende Haare. Er paffte eine dünne Zigarre. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm wenden.


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