Читать книгу Factory Town онлайн | страница 19
Charlie strich seine fettigen blonden Haare zurück und sinnierte eine Weile. Du brauchst einen Schlafplatz? Zum Teufel, Russell, bei mir ist Platz genug, und ich wohn sogar hier in der Gegend. Du kennst doch mein Haus, oder?
Ich wusste nicht, wovon er sprach, aber das wollte ich mir nicht anmerken lassen. Klar, sagte ich, das kenn ich gut.
Na, dann abgemacht. Wir zocken ein paar Runden und trinken ein paar Gläser White Whiskey, und dann hauen wir uns bei mir aufs Ohr. Jetzt fällt mir ein, du könntest ja bei meiner Mom im Zimmer schlafen. Du erinnerst dich doch an sie, Kumpel?
Na klar.
Sie hat sich ziemlich verändert. Sie ist nicht mehr die Frau, die du kanntest. Sie ist krank, sehr krank.
Das tut mir leid.
Es ist eine Geisteskrankheit. Da kann man nichts machen. Das macht einen völlig hilflos. Ein gebrochenes Bein kriegt man wieder hin, aber wenn was im Kopf nicht mehr stimmt …
Wir gingen langsam auf das Haus zu. Alle paar Minuten blieb Charlie stehen und nahm einen winzigen Schluck aus einem Flachmann aus Metall. Ich sah den Mond hinter Dunst und Nebel verschwinden. Der Kies knirschte unter unseren Schuhen. Als Charlie erneut das Wort ergriff, sprach er verschwörerisch leise. Sag mal, Russell, bist du je solide geworden? So mit Frau und so?
Ja, Charlie, eine Zeit lang war ich sogar verheiratet.
Aber?
Es hat nicht gehalten. Aber was ist schon für ewig?
Nur die Verdammnis.
Wir erreichten das Haus. Ein halb zusammengebrochener Lattenzaun, von dem die weiße Farbe blätterte, umgab das Grundstück. Die umlaufende Veranda hing durch und war stellenweise verrottet. Die alte Farm war seit Langem sich selbst überlassen und hatte den Widerstand aufgegeben. Aber heute war Hochbetrieb, alles war hell erleuchtet und von Musik und Lachen erfüllt.
Ich folgte Charlie über den Rasen zur Veranda. Dort saßen fünf Männer und eine Frau – sie war zahnlos, und die Haare gingen ihr aus –, tranken Whiskey und sprachen über Autos. Als sie mich sahen, erstarb das Gespräch. Argwöhnisch beäugten sie mich, den Außenseiter.