Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 21

Gegen Abend war sie schon wieder ruhiger und überzeugt, dass Massimo nur so dahergeredet hatte. Während sie mit Severino aß, betrachtete sie seine Hände mit den kaputten Fingernägeln und begriff, dass Amelia ganz anderes gewohnt war. Dann blieb sie im gedämpften Licht allein und dachte an die schönen Abende im August, als Amelia sie abholen kam, da hörte sie hinter der Tür ihre Stimme.

V.

»Ich wollte dich besuchen«, sagte Amelia.

Ginia antwortete nicht sofort.

»Du bist immer noch böse«, sagte Amelia. »Lass es gut sein. Ist dein Bruder nicht da?«

»Er ist gerade weggegangen.«

Amelia trug das alte Kleid, hatte aber eine schöne Frisur mit Korallen. Sie setzte sich aufs Sofa und fragte sofort, ob Ginia ausgehen wolle. Ihre Stimme klang wie früher, aber tiefer, als sei sie erkältet.

»Willst du zu mir oder zu Severino?«, fragte Ginia.

»O diese Leute. Lass sie doch reden. Ich will mich nur vergnügen, wenn du auch mitkommst.«

Daraufhin wechselte Ginia die Strümpfe, und sie eilten die Treppe hinunter, und Amelia ließ sich erzählen, was im Lauf des Monats geschehen war. »Und was hast du gemacht?«, fragte Ginia. »Was soll ich schon gemacht haben«, sagte Amelia und begann wieder zu lachen, »nichts habe ich gemacht. Heute Abend habe ich mir gesagt: Gehen wir mal nachsehen, ob Ginia immer noch an Barbetta denkt.« Sonst war nichts aus ihr herauszubringen, aber Ginia gab sich damit zufrieden. »Trinken wir ein Gläschen?«, schlug sie vor.

Während sie tranken, fragte Amelia, warum Ginia sie nie besucht hatte. »Ich wusste ja nicht, wo du bist.« – »Na, wo schon. Im Café, den ganzen Tag.« – »Das hast du nie gesagt.«

Am nächsten Tag ging Ginia sie im Café suchen. Es war ein neues Café unter den Arkaden, und Ginia blickte sich um und hielt nach Amelia Ausschau. Es war Amelia, die sie rief, laut, als wäre sie hier zu Hause. Ginia sah, dass sie einen schönen grauen Mantel und einen Hut mit Schleier trug, in dem sie kaum wiederzuerkennen war. Mit übergeschlagenen Beinen saß sie da, die Faust unter dem Kinn, als säße sie Modell. »Du bist ja wirklich gekommen«, sagte sie lachend.


Представленный фрагмент книги размещен по согласованию с распространителем легального контента ООО "ЛитРес" (не более 15% исходного текста). Если вы считаете, что размещение материала нарушает ваши или чьи-либо права, то сообщите нам об этом.