Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 18

Sie verließen das Atelier nach zwölf, und sie genossen es, wieder unter Leuten zu sein und völlig angezogen umherzugehen und die schönen Farben auf der Straße zu sehen, die, man begriff zwar nicht, wie, aber es stimmte, von der Sonne kamen, da es sie nachts nicht gab. Auch Amelias Unmut war verflogen, und sie bezahlte ihr einen Aperitif und redete nicht mehr von Malern.

Allein auf ihrem Sofa, dachte Ginia an diesem und mehreren anderen Nachmittagen noch lange darüber nach. Im Dunkeln sah sie Amelias schwarzen Bauch wieder vor sich und ihr gleichgültiges Gesicht und die hängenden Brüste. Gab es an einer bekleideten Frau nicht doch mehr zu malen? Wenn die Maler sie nackt malen wollten, mussten sie andere Ziele verfolgen. Warum malten sie keine Männer? Sogar Amelia wurde eine andere, wenn sie sich so bloßstellte. Ginia weinte beinahe.

Doch zu Amelia sagte sie nichts, es freute sie nur, dass diese jetzt etwas verdiente und lieber mit ins Kino ging, wenn sie sich trafen. Dann kaufte Amelia sich Strümpfe und frisierte sich besser, und Ginia ging wieder richtig gern mit ihr aus, weil Amelia gut ankam und sich viele nach ihnen umdrehten. So ging der Sommer zu Ende, und eines Abends sagte Amelia: »Dein Barbetta geht aufs Land, um seine Farben zu suchen und zur Weinlese. Er fing an, mich zu nerven.«

Gerade an diesem Abend hatte Amelia eine neue Handtasche, und Ginia fragte: »Hat er dir ein Abschiedsgeschenk gemacht?«

»Der?«, sagte Amelia. »Dass ich nicht lache! Der wollte, dass du wiederkommst, dir hätte er nichts bezahlen müssen.«

Dann stritten sie sich, weil Amelia es ihr nie gesagt hatte, und gingen beleidigt auseinander. »Sie hat einen Liebhaber gefunden«, dachte Ginia, allein auf dem Heimweg, »sie hat einen Liebhaber gefunden, der ihr Geschenke macht.« Sie beschloss, sich erst dann mit ihr zu versöhnen, wenn Amelia kommen und sie darum bitten würde.

Lustlos, um sich nicht zu langweilen, versuchte Ginia, die alten Freundschaften wieder aufzuwärmen. Schließlich würde sie im nächsten Sommer siebzehn Jahre alt sein, und ihr schien, sie sei nun längst so schlau wie Amelia. Umso mehr, als sie sie nicht mehr sah. An diesen schon kühlen Abenden versuchte sie, Rosa gegenüber die Amelia zu spielen. Sie lachte ihr oft ins Gesicht und ging plaudernd mit ihr spazieren. Sie redete noch einmal mit ihr über Pino. Aber sie zum Tanzen auf den Hügel zu führen, wagte sie nicht.


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