Читать книгу Kulturkampf im Klassenzimmer онлайн | страница 8

Nachdem sich die Anschläge in Europa, wie auch die Vorfälle mit radikalisierten Jugendlichen an Schulen gehäuft hatten, fanden dann schließlich doch einige Veranstaltungen zur Deradikalisierung an Schulen statt. Ich war mit keiner wirklich zufrieden. Die vortragenden Referenten vermittelten mir stets den Eindruck, das Problem nicht verstanden zu haben: „Ändert euch und akzeptiert die Welt, in der eure Schüler leben, wie sie ist. Dann wird Integration gelingen.“ Eine realitätsfernere und naivere Meinung konnte man nicht haben. Ich sollte akzeptieren, dass diese Jugendlichen die religiösen Gesetze unseren weltlichen vorziehen? Ich sollte mich damit abfinden, dass Mädchen nicht schwimmen gehen dürfen und mit Einsetzen ihrer Periode in einer Moschee nach einem passenden Ehemann gesucht wird? Ich sollte zusehen, wie muslimischen Schülern unser kulturelles Leben vorenthalten wird, weil es in den Augen ihrer Eltern harām (religiös verboten) ist?

Einwände vonseiten der Lehrer, die Probleme bei der Integration könnten auch an den Familien und muslimischen Communitys liegen, wurden mit der moralischen Überlegenheit der Vortragenden weggewischt. „Lehrer müssen mehr Selbstreflexion betreiben. Die Türken sind ein stolzes Volk. Das Fasten im Ramadan ist wichtig für Muslime.“ Derartige Aussagen veranlassten mich, bei den Deradikalisierungs-Experten in unseren Seminaren nicht unbedingt Verständnis zu erwarten. Also versuchte ich mein Glück im privaten Umfeld.

Doch auch meine Freunde und Bekannten, allesamt bürgerliche Linke, zeigten wenig Interesse an diesen Entwicklungen. Sie wollten nicht glauben, was ich ihnen erzählte. Ich versuchte in einigen Gesprächen zu erklären, dass muslimische Schüler nicht nur im Internet, sondern sehr wohl auch in ihren konservativen Moscheen und Verbänden bei uns in Österreich radikalisiert werden. Diese Gespräche über Integrationsprobleme führten meist zu Vergleichen mit der katholischen Kirche oder zu positiven Berichten über Reisen durch muslimische Länder, natürlich aus der Jugendzeit. Der beste Beweis für gelungene Integration war dann letztendlich der Brunnenmarkt in Wien, ein türkischer Straßenmarkt, wo man so schön Kaffee trinken und billig einkaufen kann. Angesichts dieser Ignoranz zog ich mich auch im privaten Umfeld immer weiter zurück. Bis heute ist es mir unverständlich, warum Linke den konservativen Islam verteidigen. Jahrelang haben dieselben Linken die katholische Kirche – zu Recht – kritisiert und ihre Anhänger abfällig als „Kerzlschlucker“ bezeichnet.


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