Читать книгу Kulturkampf im Klassenzimmer онлайн | страница 7

Die Anschläge von Paris waren bei uns in der Schule noch sehr lange Thema. Im Lehrerzimmer diskutierten wir intensiv und emotional miteinander, besonders über die Reaktionen unserer Schüler. Sosehr alle über die ausdrücklichen Sympathiebekundungen entsetzt waren, wirklich überrascht war niemand. Die Veränderungen in den Jahren zuvor waren zu offensichtlich. Viele muslimische Schüler und deren Eltern hatten eine immer fundamentalistischere und radikalere Richtung eingeschlagen.

Viele meiner Kollegen hatten die Veränderung auch gespürt, wagten dennoch nicht offen darüber zu sprechen. Bis heute scheuen sich viele Lehrer, Kritik am Islam zu üben. Der Grund des Schweigens liegt in einer Verwechslung von Akzeptanz und Toleranz sowie der Sorge, als überfordert und islamophob diffamiert zu werden.

Dabei sind die Hinweise auf diesen religiösen Wandel nicht zu übersehen. Viele unserer Schüler entglitten uns zunehmend in die Welt des Glaubens. Wir konnten sie dorthin nicht begleiten. Zurückhalten konnten wir sie auch nicht. Die Gräben zwischen uns wurden größer, und wir kamen immer weniger zu ihnen durch. Jeder weitere islamistische Terroranschlag erhärtete den Verdacht: Immer mehr muslimische Schüler haben Verständnis für diese Gräueltaten. Die Sympathien für die Attentäter sind stärker als das Mitleid mit den Opfern.

Lehrer und Schüler leben in zwei völlig verschiedenen Welten, die nicht miteinander vereinbar sind. Und wir Lehrer haben das akzeptiert. Was bleibt uns anderes übrig? Wir haben nicht mehr die Kraft, gegen dieses religiöse Gedankengut unserer Schüler anzukämpfen. Es ist zu stark. Wir sind zu schwach.

Der Stadtschulrat (SSR) für Wien machte sich offenbar zum Zeitpunkt der Pariser Anschläge noch keine großen Sorgen über die Radikalisierung junger Muslime in Österreich. Frankreich sei ein anderes Land mit einer anderen Geschichte und zum Glück nicht einmal ein Nachbarland Österreichs. Bei uns schien, zumindest für den SSR und die Wiener Stadtpolitik, Integration zu funktionieren. Natürlich gab es Beispiele gelungener Integration. Man konzentrierte sich allerdings nur auf diese und übersah dabei die immer größer werdenden Brennpunkte. Als Sozialdemokratin war auch ich jahrelang davon überzeugt gewesen, dass Integration in jedem Fall gelingen müsste. Es braucht nur genügend Ressourcen und die Akzeptanz der österreichischen Mehrheitsgesellschaft. Diese Einschätzung teile ich heute nicht mehr. Schon damals sprach ich meinen Dienstgeber und die Lehrergewerkschaft auf das Thema „Politischer Islam in der Schule“ an. Bei beiden stieß ich über Jahre auf Unverständnis und Desinteresse. Oft auch auf Kritik und Ablehnung.


Представленный фрагмент книги размещен по согласованию с распространителем легального контента ООО "ЛитРес" (не более 15% исходного текста). Если вы считаете, что размещение материала нарушает ваши или чьи-либо права, то сообщите нам об этом.