Читать книгу Bittersüß - davor & danach 2 онлайн | страница 5
Ich schlucke, doch die Wut geht nicht weg. Sie ist wie eine harte Faust in meinem Magen. Er ist also tot. Und ich hätte auch tot sein können. Stattdessen liege ich hier und weiß noch nicht einmal, wie es um mich steht, weil der Arzt noch nicht mit mir gesprochen hat.
„Ist alles so weit in Ordnung, Herr Herzog?“, fragt der Beamte, der die ganze Zeit mitgeschrieben hat. Ich möchte schreien, dass nichts in Ordnung ist und er nicht so eine dumme Frage stellen oder sich zumindest eine anständige Mütze besorgen soll. Stattdessen nicke ich unbestimmt und schlucke alles andere runter.
„Mein Wagen … Er ist bestimmt ein Totalschaden.“
Jetzt sind es die beiden, die stumm nicken. Was soll’s. Ich werde einen neuen leasen, sobald ich hier rauskomme. Je früher, desto besser. Hier ist es nicht auszuhalten.
„Wir haben übrigens Ihre Eltern verständigt. Sie sind derzeit im Ausland und kommen so schnell sie können.“
Mit einem Lächeln wartet er auf meine Reaktion. Doch er wartet vergebens. Denn das ist nicht die aufmunternde Nachricht, die ich mir erhofft habe. Denn ich weiß, sobald sie hier sind, werden sie eine Show abziehen und mit ihrem Geld um sich werfen, mir aber dennoch still und heimlich verübeln, dass mein Unfall ihren Urlaub zunichtegemacht hat. Ich kenne meine Eltern. Diese Polizisten würden das nicht verstehen. Vermutlich würden ihre Eltern panisch vor dem Zimmer sitzen, voller Sorge, ihres Lebens nicht mehr froh, weil ihr geliebter Sohn hier drinnen liegt. Wütend darüber presse ich die Augen zu und schiebe Schmerzen vor.
„Könnten Sie jetzt vielleicht meinen Arzt reinschicken?“
„Natürlich. Wir waren ohnehin fertig. Fürs Erste.“
Erleichtert atme ich aus und warte, bis die Polizisten den Raum verlassen haben und der Arzt zurückkommt.
Dr. Nowak schließt die Tür hinter sich. Er kommt langsam und vorsichtig auf mich zu. In der Hand hält er ein Klemmbrett. Er nimmt auf einem Stuhl neben meinem Bett Platz und setzt dabei eine randlose Brille auf.
„Herr Herzog.“
„Herr Doktor.“
Sein Blick huscht über die Blätter auf dem Klemmbrett, ehe er mich direkt ansieht. Kurz atmet er tief ein. Sein Blick ist freundlich, aber besorgt. Ich spüre eine Gänsehaut.