Читать книгу Bittersüß - davor & danach 2 онлайн | страница 12

Kurz denke ich, dass er mich küssen wird, doch er lehnt sich nur weiter zu mir, bis ich seinen hektischen Atem an meinem Mund fühlen kann, ehe er sich langsam wieder zurückzieht. Ich kann nicht verhindern, dass mir ein Wimmern entkommt. Alleine der Gedanke, ihn zu küssen oder ihn wieder zu berühren, kehrt mein Innerstes nach außen.

Jan stemmt sich von mir, sieht mich noch mal von oben bis unten an, ehe er die Karte ins Schloss steckt und in seinem Zimmer verschwindet.

Was zur Hölle ist gerade passiert? Ich stehe zitternd, aufgebracht, verschwitzt und erregt im Hotelflur und habe das Gefühl, gleich schreien zu müssen.

Ich habe mich doch vor zwei Monaten gefragt, ob ich mit meinen Gefühlen für Jan Herzog umgehen könnte. Jetzt habe ich die Antwort.

Ich kann es nicht.

Kapitel 4

Ella – Wien, 2011

Ich starre seit mindestens fünf Minuten mein eigenes Brieffach an und finde nicht den Mut, nachzusehen. Die letzten drei Tage quäle ich mich nun damit herum, nach Hause zu kommen und auf mein graues Kästchen zu starren, in der Angst, den Schlüssel darin zu finden und zu wissen, dass Jan ihn dort zurückgelassen hat. Alleine der Gedanke dreht mir den Magen um. Bisher war das ganze Theater umsonst. Aber schließlich ist es doch das, was ich will. Oder?

Vorsichtig stecke ich den Schlüssel ins Schloss und öffne das Postfach. Erleichtert atme ich aus, als ich lediglich bunte Werbeprospekte zu sehen bekomme. Ich schnappe mir den Stoß und fühle, wie mir heiß und kalt wird, als ich auf dem Boden liegend meinen Wohnungsschlüssel sehe, ein Stück silbernes Metall, sonst nichts. Keine Nachricht.

Verdammt, Ella! Als ob es da noch etwas zu sagen gebe.

Was stimmt nur nicht mit mir? Seit Tagen heule ich mir die Augen aus dem Kopf, kann nicht mehr essen und fühle mich hundeelend. Nicht einmal an ihn denken kann ich, ohne dass ich mich leer und roh und wütend fühle. Wieso machte es mir dann so viel aus, den Schlüssel zu sehen und zu wissen, dass es damit nun endgültig vorbei ist?

Kopfschüttelnd stecke ich den Zweitschlüssel ein und gehe rüber zu meiner Wohnung. Als ich sie betrete, ist alles wie immer. Der winzige Flur ist gemütlich warm und vertraut, doch der Hauptraum jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken. Die verstreuten T-Shirts sind weg und auch seine Sporttasche, die immer neben dem Kleiderschrank stand. Sein MP3-Player, der heute Morgen noch auf der Kommode lag, ist verschwunden. Vorsichtig gehe ich nach hinten und werfe einen Blick in die Küche. Seine Lieblingstasse hat Jan mitgenommen, alles andere hat er dagelassen. Ich mache Licht im Bad und sehe sofort, dass all seine Sachen nicht mehr da sind. Es sind nur Kleinigkeiten, die niemandem außer mir auffallen würden, schließlich haben wir nicht zusammengewohnt. Dennoch schlägt es ein Loch in mein Inneres, das sich ohnehin leer anfühlt, seit ich diese verdammte SMS gelesen habe. Seit ich ihn für immer weggeschickt habe. Langsam gehe ich zurück und setze mich auf das Sofa. Ich habe immer noch meine Jacke an.


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