Читать книгу Die Rückkehr des Wanderers онлайн | страница 72

»Nicht mein Kind, du nicht, niemand. Ich bin keine Mutter, ich hatte keine Mutter, nie.« Ihr Gesicht war zu einer Fratze aus urtümlichem Zorn und Hass verzogen, die Augen weit aufgerissen und glasig. Vor ihrem inneren Auge erschienen die Gesichter der Menschen, die sie seit ihrer Ankunft in Flusswalde getroffen hatte. Sie sah Hunderte von Männern, Frauen und Kindern, ein Kommen und Gehen, ein Geborenwerden und Sterben über fünf Jahrzehnte hinweg. Ein Bilderwirbel in die Vergangenheit vor fünfzig Jahren, dann noch weiter, vor sechzig, siebzig, vor hundert Jahren. Nicht mehr Flusswalde, fernere Orte und andere Menschen, andere Kinder und Mütter. Sie humpelte in ihre Hütte und murmelte leise vor sich hin, mal in dieser Sprache, mal in jener.

Mit fahrigen Händen öffnete sie die Tür, neben der noch die Decken lagen, unter denen die Kinder geschlafen hatten. Ihre zerschundenen, blutenden Hände fanden ohne ihr Zutun die richtigen Tiegel, Gläser und Töpfe in ihrer alten Hexenküche. Diese kleinere Feuerstelle war noch nie dazu benutzt worden, um eine Mahlzeit zuzubereiten. Hier stellte sie nur Tränke und Medizin her.

Sie mischte die Flüssigkeiten mit schlafwandlerischer Sicherheit. Am Ende hatte sie etwas Dünnflüssiges in einem blassblauen, unnatürlichen Farbton. Winzige Teilchen schwammen in der Flüssigkeit, so als hätte jemand Sand hineingestreut. Nur das es keinen Sand gab, der in rötlichem Gelb matt schimmerte.

Sie verstaute ihre Mixtur in einem Flakon und steckte ihn in eine Tasche ihres Gewandes. Dann kippte sie die Regale um, eines nach dem anderen. Bald erfüllte ein beißender, widernatürlicher Geruch die Luft. Regal um Regal fiel, zahllose Flaschen, Tiegel und Töpfe zersprangen am Boden. Nachdem sie damit fertig war, tat sie das Gleiche in dem Raum mit dem großen Kamin. Schließlich übergoss sie alles mit Öl, das sie in einer alten Weinamphore aufbewahrt hatte.

An der Eingangstür warf sie das glühende Holzscheit, das sie mitgenommen hatte. Es landete mit einem dumpfen Laut in dem Chaos, das einmal ihr Zuhause gewesen war.


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