Читать книгу Der schöne Sommer онлайн | страница 7

»Kann gut sein«, sagte Amelia, indem sie am Haustor stehenblieb, und zwinkerte Ginia zu. »Aber manchen Modellen zahlen sie das Doppelte. Na wenn schon, die Welt ist schön, weil sie bunt ist.«

Ginia fragte, warum sie sie nicht einmal besuchen käme, und ging dann allein zurück über den schimmernden Asphalt, den die laue Wärme der Nacht schon fast getrocknet hatte. »So alt, wie sie ist, erzählt sie zu viel von sich«, dachte Ginia zufrieden. »Wenn ich ihr Leben führte, würde ich es schlauer anstellen.«

Ginia war ein wenig enttäuscht, als sie merkte, dass die Tage vergingen und Amelia sie nicht besuchte. Offenbar hatte sie an jenem Abend doch nicht versucht, Freundschaft zu schließen, aber dann – dachte Ginia – heißt das ja, dass sie diese Sachen jedem erzählt und dass sie wirklich dumm ist. Vielleicht hält sie mich für ein Kind, für eine von denen, die alles glauben. Und eines Abends erzählte Ginia den anderen Mädchen, sie habe in einem Geschäft ein Gemälde gesehen, für das Amelia Modell gestanden habe, das begreife man sofort. Alle glaubten es, aber Ginia wollte noch erklären, sie habe sie am Körper erkannt, denn wenn das Modell nackt sei, veränderten die Maler extra das Gesicht. »Glaub bloß nicht, dass die so viel Rücksicht nehmen«, sagte Rosa, und alle lachten Ginia aus wegen ihrer Naivität. »Ich wäre froh, wenn mich ein Maler porträtieren und auch noch dafür bezahlen würde«, sagte Clara. Dann diskutierten sie darüber, ob Amelia schön sei, und Claras Bruder, der mit ihnen Boot gefahren war, sagte, nackt sei er schöner. Alle Mädchen lachten, und Ginia sagte: »Wenn sie nicht gut gebaut wäre, würde kein Maler sie malen«, aber niemand hörte auf sie. An jenem Abend fühlte sie sich gedemütigt und hätte am liebsten vor Wut geweint; aber die Tage vergingen, und als sie – aus der Straßenbahn steigend – Amelia wieder einmal traf, schlenderten sie plaudernd zusammen weiter. Ginia war sogar eleganter als Amelia, die ihren Hut in der Hand trug und beim Lachen die Zähne zeigte.

Am darauffolgenden Nachmittag kam Amelia sie besuchen. In der Hitze erschien sie in der weit geöffneten Tür, und Ginia sah sie aus dem Dunkeln, ohne selbst gesehen zu werden. Sie begrüßten sich freudig, nachdem Ginia die Fensterläden aufgestoßen hatte, und Amelia blickte sich um, während sie sich mit dem Hut Luft zufächelte. »Die Idee mit der offenen Tür gefällt mir«, sagte Amelia. »Du hast Glück. Bei mir zu Haus ginge das nicht, wir wohnen im Erdgeschoss.« Dann warf sie einen Blick in das andere Zimmer, wo Severino schlief, und sagte: »Bei uns ist ständig Rummel. Wir sind zu fünft in zwei Zimmern, die Katzen nicht mitgezählt.« Als es Zeit war, machten sie sich gemeinsam auf den Weg, und Ginia sagte zu ihr: »Komm zu mir, wenn du dein Erdgeschoss satthast; hier hat man seine Ruhe.« Sie wollte Amelia zu verstehen geben, dass sie es nicht sagte, um ihre Familie schlechtzumachen, sondern weil sie sich darüber freute, wie gut sie miteinander auskamen. Und Amelia sagte weder Ja noch Nein, lud sie aber zu einem Kaffee ein, bevor sie die Straßenbahn nahm. Am nächsten Tag ließ sie sich dann nicht blicken und am übernächsten auch nicht. Sie kam vielmehr eines Abends, ohne Hut, setzte sich und bat lachend um eine Zigarette. Ginia spülte gerade die letzten Teller, und Severino rasierte sich. Er hielt Amelia eine Zigarette hin und gab ihr mit nassen Fingern Feuer, und sie scherzten alle drei über die Laternen. Severino musste sich beeilen, fand aber noch Zeit, Ginia zu sagen, sie solle nicht die ganze Nacht aufbleiben. Amelia sah ihm belustigt nach, als er hinausging.


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