Читать книгу Mein Chef und andere Hürden онлайн | страница 30
„Guten Morgen. Wollen Sie eine Ananas kosten?“
„Ich will auch“, riefen die Kinder im Duett. Diese Mutter wusste, was ihren Kleinen gut tat und fütterte sie ausreichend, wie sich selbst. Erst bei halb leerem Tablett sagte sie: „Danke, schmeckt sehr gut“, was mich sozial verträglich nicken ließ. Im nächsten Augenblick schob sie den Kinderwagen freundlich lächelnd um die Ecke - und ich sah blöd hinterdrein. Irgendetwas musste ich übersehen, bei dieser Verkaufsstrategie. Die Leute sollten nicht nur essen, in erster Linie sollten sie kaufen. Demnach beschloss ich, meinen Standardsatz zu ändern. Vielleicht lag es ja daran?
„Guten Tag, unsere Ananas sind heute zuckersüß und in Aktion, wollen Sie kosten?“
Natürlich. „Der Preis?“
„Zwei Euro und neunundneunzig Cent.“
„So viel? Nein danke.“
„Guten Tag, unsere Ananas sind in Aktion. Den ersten Bissen gibt es gratis.“
„Muss ich den zweiten bezahlen?“
Wie steht es, mit einer ganzen Ananas kaufen? Danke, abgelehnt.
„Waaas...“, schrie eine Kundin lauthals, nachdem ich ihr die vitaminreiche Kost angeboten hatte, „... die ist ja billiger zu haben, als ein Ferrari!“
Schluck. Ich fühlte mich veralbert, machte gute Miene zum fiesen Spiel und säuselte: „Nicht nur billiger als ein Ferrari, auch gesünder.“
Worauf die Huldreiche wohlwollend nickte. „Wenn Sie zu diesem Preis mal eine haben, die auch so fährt, wie ein Ferrari, machen wir das Geschäft.“
Ich seufzte. Wissend, in dieser Preislage kriegte ich die Vitaminbombe nie über die Scannerkasse. Zumindest nicht in dem Umfang, wie Dorner sich das vorstellte.
Bald vermehrte sich die Kundschaft. Ich sauste durch die Abteilung, um jeden zu erreichen, ohne dass ich mich vierteilen musste. Selbstverständlich durfte keiner ungefragt die Kassa anvisieren und mir so durch die Schwindel erregend steigenden Umsatzzahlen gleiten. In weiser Absicht, mich dem aktuellen Stand anzupassen, ihn Gewinn bringend zu nützen, stellte ich mich in Position und alarmierte aus voller Kehle, sodass sich auch der letzte Winkel des Geschäftes meiner grellen, sich überschlagenden Stimme nicht entziehen konnte: „Ananas in Aktion, bitte kaufen, die Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder! Ananas, zuckersüß und superbillig!“