Читать книгу "Issue Does Not Exist"],"errors":{ онлайн | страница 15

Breit und mit Würde angestopft, kam der Herr Wachtmeister des Wegs. Er versprach leutselig, sich der Sache anzunehmen. „Wacker,“ sagte er, „wacker,“ ein Lieblingswort, welches er grundlos bevorzugte. Der Polizist trank aus des Gemeindedieners Flasche und eilte in die Nacht, den Dieb zu verfolgen. Man schickte zum Bäcker und zum Schneider nebenan. Dieser begann zu schimpfen, man bringe ihn um seinen Ruf, jener tat sehr unschuldig und besorgt. Das Verschwinden der Kiste blieb ein finsteres Rätsel. Philipp Unruh ging noch immer auf der Strasse hin und her, blickte mit zusammengepressten Zähnen in die Nacht. Die Leute entfernten sich langsam. Es war neun Uhr und Schlafensstunde nah. Auf dem Brandplatz blieben zwei von den Messingbehelmten, lagerten sich an ein Kohlenfeuer und tranken zahllose Krüge Bier, die aus dem „lustigen Pfeifer“ geholt wurden.

Doktor Maspero war der letzte, der vor den trostlosen Beraubten hintrat. Er schaute prüfend zu dem Lehrer empor und sagte übelgelaunt: „Es ist ja gerade so, als ob Sie eine lebendige Familie verloren hätten. Pfui, Unruh, das heisst sich zum Narren stempeln.“

„Lieber Herr Doktor,“ entgegnete der Schulmeister unwillig und ohne die Stimme zu erheben, „wer etwas verliert, muss am besten wissen, was er verliert.“

Der Doktor brummte, zog die Augenbrauen in die Höhe, kicherte in sich hinein und wünschte gute Nacht.

Fünftes Kapitel

Doktor Maspero hatte gut lachen; er wusste, wo die Bücher hingeraten waren. Nicht ganz ein Komplott und mehr als ein Einfall trug die Schuld. Das kleine Männchen mit dem Alleswissergesicht versuchte sich gern in der Seelenheilkunde. Auch der Apotheker und der Schulrat hatten Teil daran. Diese behördliche Person billigte das Treiben des Lehrers nicht. Obwohl von Pflichtversäumnissen bislang keine Rede sein konnte, — hinter stummen Bücherdeckeln erhebt sich oft ein unheilvoller Geist. Niemand konnte das gründlicher bestätigen als der Baron. „Verderblich ist das Wort,“ lautete sein gebildetes Orakel. Der Doktor seinerseits mischte sich mit Leidenschaft in fremde Angelegenheiten. Er war ein Schnüffler und misstraute allen Leuten, bei denen er Geheimnisse vermutete. Er hasste die Schweigenden, hasste die Leute, die anspruchslos ihres Weges gehen und in sich verschliessen, was sie im Innern beschäftigt. Er hasste jene, die sich für irgend etwas mit wahrem Gefühl einsetzen und hielt sie für Lügner. Jeder Einsame galt ihm als Verräter an einem öffentlichen Wohl. Seine Zwerggestalt war der Grund eines wunderlichen, giftigen Ehrgeizes. War er den andern körperlich unterlegen, so wünschte er doch brennend, sonstwie zu herrschen. Daher sein penetranter Witz, seine angebliche Verachtung der Frauen; daher seine seltsame Eifersucht auf alles Grosse, was immer in der Welt geschah; daher seine Freude, sogenannte Wahrheiten zu sagen, seine unermüdliche Geschwätzigkeit, seine Gier, zu verurteilen, gehört zu werden, belacht zu werden, zu glänzen. Er war der erste gewesen, der Unternehmungen gegen die Bücherwut des Lehrers geplant hatte. Seine Motive waren menschenfreundlich; er sagte es. Aber es waren Worte geblieben bis zum Tag der Feuersbrunst. Da hatte er das Herausschleppen der Kiste beobachtet und war zum Bäcker geeilt, der für einen guten Spass alles Brot im Ofen schwarz werden liess. Alsbald war die Kiste unter dem Ladentisch verschwunden, und der Bäcker drückte sein gründliches Missfallen an der Studierwut des Lehrers aus, vermutete Schwarzkunst und teuflische Zauberei dahinter. Der Doktor empfahl ihm, die Bücher ordentlich zu bewahren, und verhielt sich so, als ob ein reformatorischer Gedanke jeden Schritt in dieser Angelegenheit vorbestimmt habe.


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