Читать книгу "Issue Does Not Exist"],"errors":{ онлайн | страница 19

„Alle meine Bücher sind mir gestohlen worden,“ murmelte der Lehrer klagend.

Siebengeist kratzte seinen Kopf und pfiff leise in die Ofennische. Dann machte er ein pfiffiges Gesicht, das ihm ausserordentlich gut stand, trat dicht vor den Lehrer hin und legte beide Hände auf dessen Schultern. „Und wenn ich Ihnen nun verspreche, dass Sie Ihren Schatz wiederhaben sollen?“ fragte er lächelnd.

Philipp Unruh sprang auf. „Sie wissen? Was verlangen Sie dafür?“ rief er mit überraschender Leidenschaftlichkeit.

Siebengeist lachte und errötete. In seinen Augen war ein so merkwürdiges, verlorenes Glänzen, dass es wohl jeder bemerkt hätte, der sich besser auf Menschen verstand als dieser Philipp Bücherwurm. „Allerdings verlange ich etwas dafür,“ sagte Siebengeist, und sein Lächeln kehrte wieder, das jetzt etwas Durstiges und Gedankenfernes hatte. „Sie kennen doch den Theaterdirektor, den Herrn, der mit dem Kleister so königlich hantiert? Sie erinnern sich doch? Gut. Gehen Sie heute ins Theater. Man gibt die erste Vorstellung. Und wenn das Stück aus ist, suchen Sie auf irgend eine Weise zu dem majestätischen Herrn zu kommen, knüpfen ein Gespräch an, indem Sie sich entzückt stellen über seine Leistung als Graf oder General oder Bettler, was er eben in dem Stück vorstellt. Der Mann wird butterweich werden, oder ich kenne die Komödianten nicht. Dann fangen Sie an, von seiner Truppe zu sprechen, laden ihn vielleicht zu einer Flasche Wein ein und kommen so auf Myra zu sprechen. Das ist eine von den Schauspielerinnen. Schreiben Sie sich den Namen auf: Myra. Einen andern hat sie momentan nicht.“

„Myra,“ redete Philipp Unruh nach, nicht begreifend, was er solle.

Siebengeist schritt erregt auf und ab, legte die Hand auf die Stirn und fuhr etwas leiser und eintöniger fort. „Wenn der würdevolle Schuft nicht reden will, so schieben Sie ihm Geld in die Hand. Ich gebe Ihnen, was Sie brauchen. Fragen Sie also nach Myra. Wie sie lebt, woher sie kommt, weshalb sie sich beim Theater aufhält, ob sie... ob sie Liebschaften hat oder gehabt hat, — nun, jetzt wissen Sie ja genug. Heiliger Himmel!“ Er lachte überstürzt, setzte sich am Ofen nieder und schaute in die Glut. Dann, als verstünde er das Schweigen des Lehrers, begann er wieder und redete in das Ofenloch hinein: „Fürchten Sie nicht, dass Sie etwas Unehrenhaftes tun. Sie retten dabei nur mein irdisches Heil. Ich selbst kann es nicht übernehmen. Ich kann den Namen dieser Person nicht aussprechen, ohne etwas zu spüren, — eine innere Feuersbrunst! Und müsste ich hören, wovor mir schon in Gedanken graut, ich erschlüge den Kleisterbaron, so wahr ich bin. Die Leute beim Theater reden wasserklar einer über den andern. Nun, Schulmeister, wollen Sie das unternehmen für mich? Hier ist das Billett; alles ist vorbereitet.“


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